The Wild Angels – Die wilden Engel (USA 1966)

the-wild-angels„Dieser Film wurde nach Polizeiakten gedreht. Junge Menschen, Außenseiter, leben im übersteigerten Protest gegen ihre Umwelt. Ihr Schrei nach Freiheit entartet in wüsten Ausschreitungen. Sie wollen um jeden Preis schockieren. Dazu bedienen sie sich nazistischer Sinnbilder und deutscher Kriegsauszeichnungen. Einen politischen Zweck verfolgen sie damit nicht.“ – der einleitende Off-Kommentar

Die Subkultur rebelliert. Mit Feuerstuhl und Hakenkreuz. Die Biker in Roger Cormans 1966 entstandenem „The Wild Angels“ sind freiheitsliebende Proleten, die sich prügeln und berauschen. Die Handlung des waschechten Exploiters ist damit bereits wiedergegeben, ein klar strukturierter Plot allenfalls zu erahnen. Es regiert der reine Selbstzweck, in Kameraeinstellungen, Bauten und Handlungsweisen. Ellenlange Fahrten durch zerklüftete Weiten werden unternommen, mit Nazi-Devotionalien geschmückte Interieurs abgelichtet und ausufernde Schlägereien angezettelt. Dazu dudelt steiler Rock ´n Roll-Sound.

Produzent und Regisseur Corman („Frankensteins Todesrennen“) drehte den Film nach Erfahrungsberichten von Mitgliedern der Hells Angels. Die jedoch sollen dem fertigen Produkt wenig zugeneigt gewesen und wegen Diffamierung sogar vor Gericht gezogen sein. Den Machern dürfte an einer glaubhaften Darstellung aber schon konzeptionell wenig gelegen haben, schließlich setzen sie, wie die im Deutschen auch mal „Wildengel“ genannten Motorrad-Rocker, vorrangig auf gesellschaftliche Grenzüberschreitungen. Pierrot Le Fou veröffentlicht das klassische B-Picture hierzulande erstmals ungeschnitten. Denn nicht nur die „nazistischen Sinnbilder“ und „deutschen Kriegsauszeichnungen“ machten den hiesigen Sittenwächtern seinerzeit zu schaffen.

Den Anführer der Angels spielt Peter Fonda, den der Drang nach Freiheit in „Easy Rider“ wenig später zu Weltruhm führte. Die damit eingeläutete Geburtsstunde des New Hollywood förderte auch die Karrieren von Peter Bogdanovic („Paper Moon“) und Monte Hellman („Two Lane Blacktop“), die hier als Regie-Assistent und Cutter fungierten. Platz auf einem heißen Ofen nimmt auch Bruce Dern („Driver“), der als Biker Loser von einem Polizisten angeschossen wird und seinen Verletzungen erliegt, als ihn die Kumpels aus dem Krankenhaus befreien. Betrauert wird er auch von Diane Ladd („Chinatown“), mit der er später Tochter Laura Dern („Blue Velvet“) zeugte.

Nach dem Tod des Gefährten folgt die Beerdigung in dessen Heimatstadt. Die Trauerfeier artet zur Zerstörungsparty aus, bei der gesoffen, geprügelt und vergewaltigt wird. Im Grunde ist „The Wild Angels“ purer Trash, amoralisches Kino der Provokation. Losgelöst von Sinn und Anspruch wird ein Milieu umschrieben, ohne einer realistischen Darstellung erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken. In dieser reißerischen Ausbeutung (Exploitation) eines Themas liegt der Reiz des B-Films. Somit lässt sich auch mit dieser Übervorteilung von Sex und Gewalt eine im nostalgischen Sinne gute Zeit verbringen. Mehr aber auch nicht.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

 

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