Es ist wie so oft: Nach einem langen musikalischen Werdegang in wegweisenden Genre-Bands muss ein Musikschaffender der Welt nichts mehr beweisen. Und trotzdem tut er es. Der Schaden des Zielpublikums soll es beileibe nicht sein. Denn bei einem Namen wie Dave Smalley können Punk- und Hardcore-Fans schon mal vor Freude die Gesichtszüge entgleisen. Seit den frühen 1980ern bereichert der US-Amerikaner beide Gattungen durch die Gründung von und/oder Beteiligung an Klassikern der Gewichtsklasse DYS, DAG NASTY, DOWN BY LAW oder ALL.
Mit DON’T SLEEP hat der unermüdliche Vorkämpfer des musikalischen Untergrunds seit wenigen Jahren eine neue Band am Start. Nach zwei EPs bedeutet „Turn the Tide“ deren Albumdebüt. Darauf setzt es in einer munteren halben Stunde zwölf Tracks, deren Gewichtung abwechslungsreich auf Smalleys kreativen Steckenpferden Hardcore und Punk aufsetzt. So reihen sich energetisch die alte Schule feiernde Kracher wie „Abandoned Us“ oder „Foundation“ neben melodisch ausgeprägteren, gern auch rockig untermauerten Nummern wie „Reflection“, „Prisoners“ oder „Refine Me“ ein. Den perfekten Mittelweg beschreiten DON’T SLEEP zudem mit Hits des Schlages „No Other Way“, „True North“ oder „We Remain“.
Parallelen zu von Smalley selbst in Teilen beeinflussten Hardcore-Instanzen wie 7 SECONDS, CIV oder H2O sind im Falle von „Turn the Tide“ sympathischer Bestandteil des Grundkonzepts. Denn der Sound ist so zeitlos, dass die u. a. von Walter Schreifels (GORILLA BISCUITS, YOUTH OF TODAY) produzierte Scheibe auch gut und gern vor zwanzig Jahren hätte veröffentlicht werden können. Das ändern auch die sympathisch über den Tellerrand hinausschauenden Schluss-Stücke, das von Reggae-Rhythmen ummantelte „The Wrecakge“ und das lässig rockige „December“, nicht. Noch einmal hätte sich Smalley sicher nicht beweisen müssen. Dass er es trotzdem tut, ist für die von ihm verehrten Stilsegmente abermals eine echte Bereicherung.
Wertung: (8 / 10)