Das Genre des Söldnerfilms, dessen Blütezeit Ende der Neunzehnsiebziger begann und bis in die mittleren Achtziger reichte, ist heutzutage quasi ausgestorben. Konzeptionell ist das Grundgerüst, bestehend aus einem wüsten Haufen käuflicher Soldaten und einem brisanten Geheimauftrag im schwer bewachten Feindesland, ein denkbar simples. Einen wahren Boom entfesselte 1978 der britische Actionfilm „Die Wildgänse kommen“, den Andrew V. McLaglen mit Stars und fragwürdiger Moral inszenierte.
Der einflußreiche Londoner Bankier Matherson (Stewart Granger, „Das Schloss im Schatten“) heuert den ehemaligen Offizier Alan Faulkner (in Anlehnung an den irischen Söldnerführer Michael Hoare: Richard Burton, „Agenten sterben einsam“) an, um im afrikanischen Staat Zembala den totgeglaubten Präsidenten Limbani (Winston Ntshona) aus der Hand seiner politischen Gegner zu befreien. Mit uneingeschränkter finanzieller Rückendeckung trommelt Faulkner zunächst seine engen Freunde und Waffenbrüder Shawn Finn (Bond-Darsteller Roger Moore, „Moonraker“) und Raver Chanders (Richard Harris, „Der Mann, den sie Pferd nannten“) zusammen, ehe sie mit Hilfe des gebürtigen Südafrikaners Peter (Hardy Krüger, „Hatari“) eine fünfzig Mann starke Truppe rekrutierten.
Als diese unbemerkt ins Zielgebiet des Schwarzen Kontinentes vordringt und die riskante Aktion zu einem scheinbar schnellen Ende führt, erscheint der Sachverhalt urplötzlich in einem ganz anderen Licht: Matherson einigt sich mit dem neuen Regime und benötigt Limbani nicht mehr als Druckmittel auf die neuen Machthaber. Hintergangen und im Feindesland festgesetzt, sind die Wildgänse gezwungen, einen anderen Ausweg aus ihrer mißlichen Lage zu finden. Verfolgt von den unbarmherzigen Häschern des Diktators beginnt ein verlustreicher Fluchtversuch. Doch treibt Faulkner noch ein anderes Ziel als die Rettung seiner Mannen: Rache an Matherson!
Vorrangig besticht „Die Wildgänse kommen“ durch seine straffe Inszenierung. Das Skript aus der Feder von Reginald Rose („Die zwölf Geschworenen“) bietet einen soliden Handlungsrahmen, erweist sich aber als erwartungsgemäßer Aufhänger für reichlich Budenzauber. Die ab dem zweiten Drittel das Gesamtbild bestimmenden Actionsequenzen und Scharmützel sind ordentlich in Szene gesetzt, wenngleich passagenweise auch von arg selbstzweckhafter Brutalität geprägt. Wenn Finn in London einen Dealer dazu nötigt, sein eigenes mit Strichnin angereichertes Heroin zu fressen, im Inhaftierungslager zahlreiche Soldaten mit Zyanid vergast oder in Flammen verzehrende Leichen in Großaufnahme abgelichtet werden, drängt sich doch unweigerlich die Frage auf, wie die FSK eine Freigabe ab 16 erlassen konnte.
Andrew V. McLaglan, der auch „Sprengkommando Atlantik“ und „Die Seewölfe kommen“ (beide 1980) drehte, ist ein knallharter Söldnerfilm ohne jeden Tiefgang gelungen. Auf offene Kritik am politischen Treiben im zwischen Armut und Bürgerkrieg zerrissenen Afrika wird weitgehend verzichtet. Stattdessen gibt es reichlich Action und markige Recken im Kampfeinsatz zu bestaunen. Handwerklich routiniert und politisch äußerst zwiespältig, ist das martialische, prominent besetzte Spektakel immerhin für Freunde derber Männerfilme auch heute noch eine Reise wert. 1984 fand der Stoff mit Edward Fox, Scott Glenn und Laurence Olivier übrigens eine mäßige Fortsetzung.
Wertung: (6,5 / 10)