Der Teufel trägt Prada (USA 2006)

der-teufel-traegt-pradaLieben wir sie nicht alle? Die wunderbaren Filme, in denen junge, idealistische und herzensgute Menschen in die Fänge von machtgierigen, skrupellosen Zynikern geraten und, geblendet von deren Lebensstil, ihre Überzeugungen verkaufen, nur um kurz vor dem endgültigen Abstieg in die Hölle doch noch die Kurve Richtung Anstand zu nehmen? „Der Teufel trägt Prada“ ist genau so ein Film – sollte man ihn dennoch ansehen?

Jedenfalls nicht wegen der Story. Die junge Andy Sachs (Anne Hathaway, „Plötzlich Prinzessin“) ist neu in New York und will unbedingt als Journalistin arbeiten. Auf gut Glück bewirbt sie sich bei allen Zeitungen der Stadt – doch ohne wirkliche praktische Erfahrung hat sie keine Chance. Aber das letzte Vorstellungsgespräch bringt eine Wendung. Völlig überraschend wird die in Stilfragen ungeübte Andy als zweite Assistentin von Miranda Priestly (Meryl Streep, „Adaption“) eingestellt – der Chefredakteurin von Runway, dem wichtigsten Modemagazin der Welt. Anfänglich kommt Andy in ihrer neuen Umgebung nicht zurecht. Doch mit Hilfe des Art Directors Nigel (Stanley Tucci, „Terminal“) passt sie sich bald immer besser ihrer Umgebung an. Ihr altes Umfeld, allen voran ihr Freund Nate (Adrian Grenier, „Anything Else“), vermissen die alte Andy allerdings bald.

So weit, so bekannt. Die Story hat man schon tausende Male auf der Leinwand gesehen. Den Oliver Stone-Klassiker „Wall Street“ kann man da wohl als Referenz anführen. Auch die Inszenierung von David Frankel („Miami Rhapsody“) bietet keinen neuen Blick auf das Figurengefüge. Von der erfrischenden Boshaftigkeit eines „Hollywood Faktor“ mit Kevin Spacey ist hier jedenfalls weit und breit nichts zu sehen. Auch Anne Hathaway rettet hier nichts. Als besserer Kleiderständer wackelt sie durchs Bild und guckt dabei abwechselnd geschunden und souverän. Dieser Wechsel ist manchmal fliegend, manchmal geht er den Umweg über „nachdenklich“ – insgesamt wäre sie aber durchweg austauschbar.

Es gibt nur einen einzigen Grund, warum man „Der Teufel trägt Prada“ sehen sollte: Meryl Streep. Die Grande Dame des amerikanischen Kinos zeigt einmal mehr ihre Klasse. Sie spielt die dominante Leitwölfin meist mit minimalistischem Einsatz, doch immer überzeugend. Kein Michael Douglas und auch kein Kevin Spacey waren je so böse wie Meryl Streep, wenn sie einfach kurz die Lippen kräuselt und so die Kollektion eines jungen Designers zum Teufel schickt. So macht „Der Teufel trägt Prada“ doch noch einen Unterschied. Die Hauptdarstellerin zieht den Film konstant über das Mittelmaß, in dem er sonst ständig versinken würde. Ob einem 7 Euro für eine Glanzleitung von Meryl Streep in einem insgesamt doch mäßigen Film wert sind, muss aber jeder für sich selbst entscheiden.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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