Crank (USA 2006)

crankEin Mann muss tun, was ein Mann tun muss. Chev Chelios ist ein Mann. Ein Mann, der etwas tun muss: Rache nehmen. Viel Zeit hat er dazu nicht, der in seinen Adern wütende asiatische Giftcocktail reduziert seine Zukunft auf eine Stunde. Es sei denn… Chevs lebensverlängernder Strohhalm heißt Adrenalin. Also rennt Chev. Er rennt, rast mit diversen fahrbaren Untersätzen durch die seltsam leergefegten Straßen der Metropole Los Angeles und mordet sich seinen Weg zum Drahtzieher der feigen Attacke. Alles, nur nicht zur Ruhe kommen.

Das Motto ‚Gib Gas, ich will Spaß‘ beherzen die Regieneulinge Mark Neveldine und Brian Taylor bei ihrer Nonstop-Achterbahnfahrt „Crank“ mit beispielloser Konsequenz. Ein Nichts an Handlung genügt für einen der furiosesten Action-Kracher des neuen Jahrtausends. Langsam gestorben wurde gestern, heute kommt der Tod als Geschwindigkeitsrausch für Adrenalinjunkies. „Transporter“ Jason Statham, der auch diesmal eine charismatische Omnipräsenz entwickelt, die den Film gänzlich an seine Performance kettet, spielt den rastlosen Todgeweihten Chev Chelios mit grimmiger Ironie. Er ist der Inbegriff des modernen Actionhelden, weil er das kernige Auftreten der 80er-Genre-Maniacs mit der selbstironischen Lässigkeit des zeitgenössischen Kinos in Einklang zu bringen versteht.

Um die Ausbreitung des Gifts in seinem Körper zu verlangsamen, greift Chev – von dem der Zuschauer nicht mehr erfährt, als das er seinen Lebensunterhalt mit der auftragsgemäßen Liquidierung unliebsamer Zeitgenossen verdient – zu unkonventionellen Maßnahmen. Seien es Unmengen Energie zuliefernder Getränke, diverse Drogen oder gar die Hand im Waffeleisen – erlaubt ist, was im grotesk verzerrten Realitätsentwurf dieser atemlosen Hatz Spaß bereitet. Logik hat in diesem comichaft Überspitzten Erwachsenenmärchen keinen Platz. Es regiert die Absurdität im Zusammenspiel mit politischer Unkorrektheit am laufenden Filmmeter.

Die mitunter heftigen Gewalteinlagen sind der rauschhaften Ästhetik der Bilder unterworfen und damit Bestandteil eines stets in Bewegung befindlichem Spektrums aus Handkamerafahrten, Split-Screens und Schnittstakkatos. Das Duo Neveldine/Taylor fährt ein wahres Füllhorn irrwitzig stilbrechender Ideen auf und erstickt jeden Anflug von Ernsthaftigkeit unverzüglich im Keim. Das unterstreicht auch Nebendarstellerin Amy Smart („Butterfly Effect“), die als Chevs überdrehte Freundin mehr ist als nur der Part des weiblichen Stichwortgebers.

Am Ende geht dem Film dann doch ein wenig die Puste aus. Nicht dass sich das Tempo verlangsamen würde, doch kommt „Crank“ auf der Zielgeraden ein wenig die Frische des Vorlaufs abhanden. Ermattet ist im Schlussakt nicht nur Jason Statham, dessen Chev Chelios endlich den immerwährenden Schlaf der Gerechten ruhen darf. Auch der Zuschauer sehnt sich nach dieser audivisuellen Tour de Force – die in ihrer überfallartigen optischen Verspieltheit nah an der Überforderung vorbeischrammt – nach Ruhe. Selten war Kino so anstrengend. Und gleichermaßen derart ekstatisch.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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