Einmal mehr haben sich „Arthouse-Produzent“ Jerry Bruckheimer und „Autorenfilmer“ Tony Scott zusammen gefunden, um an die klassische Tradition ihres Werks aus den 80ern anzuknüpfen. Doch anstatt Tom Cruise in einen Flieger oder alternativ ein Auto zu setzen, wird diesmal – macht ja auch Sinn – Denzel Washington durch die Zeit geschickt. Das ist die Kurzfassung der Handlung – die lange ist nicht viel ausführlicher.
New Orleans, ein Jahr nach Katrina. Die Stadt hat sich vom Hurricane erholt und ist erneut Ausflugsziel für jede Menge Matrosen. Als eine mit Seemännern beladene Fähre den Hafen verlässt, sieht noch alles nach Routine aus: wehende Stars and Stripes vor blauem Himmel und fröhliches Treiben an Bord. Doch mit dem Frieden ist es vorbei, als auf dem Schiff eine Bombe explodiert. Hunderte sterben. Als einer der ersten ist Doug Carlin (Denzel Washington, „Mann unter Feuer“) am Ort des Geschehens.
Doch er ermittelt nicht nur in diesem Fall. Auch der Mord an der jungen Claire (Paula Patton, „Hitch – Der Datedoktor“) fällt in seinen Aufgabenbereich. Bald merkt Doug, dass die Fälle miteinander verbunden sind, die Ermittlungen stocken allerdings trotzdem. Da hilft es, dass Doug von Agent Pryzwarra (Val Kilmer, „Willow“) in eine Spezialeinheit berufen wird – und die hat revolutionäre Mittel zur Verfügung. Mit Hilfe einer sehr sehr komplizierten Maschine können die Männer der Einheit den Raum krümmen und so in die Vergangenheit sehen (logisch). Doug soll nun den Terroristen hinter dem Anschlag identifizieren, damit er verhaftet werden kann. Doch Doug will mehr – er will das schreckliche Verbrechen verhindern. Doch dafür müsste er nicht nur zurück durch die Zeit sehen können, sondern selbst zurück reisen.
Lassen wir den ganzen Physikkram mal bei Seite – auch wenn er äußerst sympathisch ganz in Tradition alter „Star Trek“-Folgen erklärt wird: „Déjà Vu“ ist trotzdem noch wohl einer der unlogischten Filme der letzten Dekade – auch gemessen an so harter Konkurrenz wie „Con Air“ oder „Bad Boys II“. Das Drehbuch hat keine Lücken – es hat Krater. Das ist nun weder für Bruckheimer noch für Scott eine wirkliche Besonderheit. Und war „Fluch der Karibik 2“ nicht gerade deshalb so schön, weil er sich einfach weigerte, die Actionsequenzen mit irgendeiner Form von Handlung zu unterbrechen? Eben. Aber was hier teilweise geboten wird, ist bar jeder Vernunft. Das Zeitfenster ist zwar eigentlich stationär, setzt Denzel Washington sich allerdings einen feschen Rucksack auf und trägt ein Borg-gleiches Okular, dann funktioniert es auf zauberhafte Weise auch außerhalb seines eigentlichen Wirkungsbereichs. Schon toll.
Aber daran darf man einen Film dieses Kalibers wohl kaum messen. Vielmehr stört in „Déjà Vu“, wie Tony Scott einmal mehr schauspielerisches Potential verbrennt. Denzel Washington ist wahrlich kein schlechter Mime, doch seit dem grausamen PC-Kammerstück „Gegen jede Regel“ hat er nicht mehr so luftleer gespielt. Und dass Val Kilmer auch eigentlich ein Mann mit Talent ist (oder war), weiß man allerspätestens seit „The Doors“ – hier ist er leider eher auf „Mindhunters“-Niveau. Aber vielleicht ist auch das die falsche Herangehensweise. Vielleicht sollte man „Déjà Vu“ nur an den stringent durchchoreographieren Actionsequenzen messen. Und hier muss man einmal mehr neidlos anerkennen, dass wo Jerry Bruckheimer draufsteht eben auch jede Menge hochklassiger Explosionsstoff drin steckt.
Die Verfolgungsjagden, Karambolagen und Explosionen sind indiskutabel brillant. Positiv fällt dabei auch ins Gewicht, dass sich Tony Scott wohl diesmal vom Meskalin ferngehalten hat und nicht erneut auf die überdrehte Ästhetik setzt, die schon „Domino“ äußerst schwer erträglich gemacht hat. „Déjà Vu“ ist ein Film, den man mit klarem Verstand nicht ertragen kann. Die Dialoge sind ein Witz, die Darsteller beinahe durch die Bank hinter ihren Möglichkeiten. Wer sich daran nicht stört und es einfach nur knallen sehen will, der wird nette zweieinhalb Stunden verbringen können – dem Rest sei tunlichst abgeraten.
Wertung: (4 / 10)