Turkey Shoot – Insel der Verdammten (AUS 1982)

„Freedom is obedience. Obedience is work. Work is life.“ – Das Credo in Thatchers Camp

Ein totalitäres Staatsgefüge, eine unbestimmte Zukunft. Dissidenten und Nonkonformisten werden in Lagern interniert und mit rigiden Maßnahmen „umerzogen“. Den Weg dorthin beschreibt der Ozploitation-Klassiker „Turkey Shoot“ (Alternativtitel: „Blood Camp Thatcher“) über dokumentarisch angehauchte Einführungsbilder von Aufruhr und Ausschreitung. Sie fassen das Chaos zusammen, aus dem sich die Dystopie erhebt. An deren grundlegender Beschaffenheit zeigt Regisseur Brian Trenchard-Smith („Die BMX-Bande“) jedoch kaum Interesse. Ihm geht es um Exploitation, getragen von Einblicken in den brutalen Alltag des Marter-Camps 47. 

In das wird, neben der willkürlich festgesetzten Chris Walters (Olivia Hussey, „Jessy – Die Treppe in den Tod“), der Radio-Revoluzzer Paul Anders (Steve Railsback, „Lifeforce“) verfrachtet. Der ist bereits aus mehreren Straflagern geflohen und damit aufrührerisches Sinnbild dafür, dass die Unterwerfung des Individuums abgewehrt werden kann. Der snobistische Camp-Kommandant Charles Thatcher (Michael Craig, „Die geheimnisvolle Insel“) will Paul um jeden Preis brechen. Immerhin gilt es für ihn, einen Ruf zu verlieren. Während die meisten Internierungslager aus allen Nähten platzen, pflegt Thatcher unwürdige Methoden, um die Zahl der Insassen zu begrenzen.  

Die eine ist der Einsatz des hünenhaften Oberaufsehers Ritter (Ozploitation-Ikone Roger Ward, „Mad Max“), der die Gefangenen gezielt misshandelt, die andere regelmäßig organisierte Menschenjagden. In deren Zuge geraten, neben anderen, auch Paul und die zartbesaitete Chris auf Thatchers Abschussliste. Neben dem Kommandanten selbst zählen u. a. Armbrustschützin Jennifer (Carmen Duncan, „Harlekin“) und der von Tiermensch Alph (Steve Rackman, „Crocodile Dundee“) begleitete Tito (Michael Petrovitch, „Spy Story“) zu den Waffenführenden. Die Perfidität von Thatchers Freiheitsversprechen an die menschliche Beute wird durch den deutschen Titel, „Insel der Verdammten“, allerdings um sein wesentliches Überraschungsmoment gebracht.

Die Unmenschlichkeit der Ausgangssituation wird dadurch zementiert, dass die Jäger mit den Todgeweihten spielen. Es geht um das Auskosten der Überlegenheit und nicht zuletzt den sadistischen Spaß an der Sache. Auch das nährt den grimmigen Ton des Streifens, der jedoch zu keiner Zeit ins Markerschütternde driftet, sondern auf schmissige Grindhouse-Action setzt, deren teils absurder Ideenfundus lediglich vom überschaubaren Budget beschränkt wird. Die Inszenierung wirkt handwerklich bisweilen unsauber, was Trenchard-Smith gerade in Hälfte zwei aber durch manch deftige Gewalteskalation zu kaschieren versteht.  Dabei muss auch Chris schlussendlich ihre Zurückhaltung überwinden und ins blutige Treiben eingreifen, um der bourgeoisen Jagdgesellschaft die Stirn zu bieten.

Auch an makabren Spitzen wird nicht gespart, wenn der dem Creature-Baukasten eines Dr. Moreau entliehene Alph genüsslich einen abgerissenen Zeh verspeist oder Jennifer einen der Flüchtenden mit Pfeilen spickt. Hauptdarsteller Railsback kontert die düsteren Aspekte mit einer fast übertrieben lässigen Performance, die jedoch spürbar zum Unterhaltungswert von „Turkey Shoot“ beiträgt. Dass der finale Akt mit B-Geballer und Benzinexplosionen kaum mit dem Vorlauf mithalten kann, trübt das abseitige Vergnügen bestenfalls bedingt. Nicht umsonst gilt der u. a. von Quentin Tarantino wertgeschätzte Film als Stichwortgeber für spätere Genre-Produktionen, darunter „Flucht aus Absolom“ (1994). Nur über das freie Remake von 2014 sollte besser der Mantel des Schweigens gehüllt werden.   

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

scroll to top