Street Fighter – Die entscheidende Schlacht (USA 1994)

„All I want to do is rule the world. Is that so much to ask?” – Bison

In den mittleren 1990ern waren Videospiel-Verfilmungen plötzlich in. Für Hollywood-Konventionsstandards erschienen sie als sichere Bank: populäre Titel mit großer internationaler Fanbasis, um die nur noch ein halbwegs brauchbarer Plot gestrickt werden musste. Es klingt so simpel. Doch ein Selbstläufer, das zeigte nicht erst der viel gescholtene Uwe Boll („Alone in the Dark“), ist dieser Ansatz mitnichten. So veranschaulichten zu Beginn der aufbrandenden Welle „Super Mario Bros“ (1993) und „Double Dragon“ (1994), wie man es nicht macht. Mit „Street Fighter“ folgte ein weiterer klangvoller Beitrag. Bessere Eindrücke hinterließ auch er nicht.  

Zumindest aus kommerzieller Sicht war die Real-Adaption des Prügelspiel-Klassikers „Street Fighter II“ (1991) achtbar. Das Dahinter nutzt die Schablonen der Arcade-Figuren aber lediglich für ein krauses Action-Abenteuer mit Sci-Fi-Elementen. Das größte Versäumnis von Regisseur und Skriptschreiber Steven E. de Souza, immerhin Autor von Klassikern wie „Nur 48 Stunden“ (1982) und „Stirb langsam“ (1987), liegt im weitgehenden Verzicht auf Martial-Arts. Ein bisschen Geballer hier, ein paar Prügelszenen dort. Der Vorlage wird das nicht gerecht. Da hilft auch Hauptdarsteller Jean-Claude Van Damme („Time Cop“) wenig, der seinen Helden-Part mit überzeichneter Ernsthaftigkeit abspult.    

Als einfacher Charakter galt das Action-Sternchen nie. In Zeiten, in denen er noch vornehmlich für die große Leinwand drehte, wurde ihm häufig Arroganz nachgesagt. Beim Dreh von „Street Fighter“ kam nach eigenen Bekundungen noch eine ganz andere Querele hinzu: Drogensucht. Damals soll Van Damme wöchentlich Kokain im Wert von 10.000 Dollar konsumiert haben. Darunter litt auch die Arbeitsmoral. Dem fertigen, in seiner Tonalität ausgeprägt comichaften Film ist das nicht anzumerken. Zum Unterhaltungswert trägt die oft trashige Anmutung durchaus bei. Zur Gesamtqualität weniger. Einzig Charakterdarsteller Raul Julia („Kuss der Spinnenfrau“) gelingt es als Oberschurke, die Überhöhung seiner Figur mit ansteckender Wonne herauszuarbeiten.

„You still refuse to accept my God-hood? Keep your own God! In fact, this might be a good time to pray to him. For I beheld Satan as he fell from heaven like lightning!“ – Bison

Julia ist M. Bison, ein mit Weltherrschaftsambitionen ausgestatteter Warlord im fiktiven südostasiatischen Staate Shadaloo. Als der Despot 63 internationale Geiseln nimmt und ein Lösegeld von zwanzig Milliarden Dollar verlangt (nimm das, Dr. Evil!), ist es an Colonel Guile (Van Damme) und seinen „Allied Nations“-Blauhelmen (darunter das grässlich überagierende Pop-Sternchen Kylie Minogue, „Moulin Rouge“), den Wahnsinnigen zu stürzen. Der Schlüssel dazu ist Waffenschieber Sagat (Wes Studi, „Der letzte Mohikaner“), mit dem die beiden Glücksritter Ryu (Byron Mann, „Crying Freeman“) und Ken (Damian Chapa, „Blood In, Blood Out“) krumme Geschäfte anbahnen.

Für Guile sollen die beiden Sagats Organisation (Beiwerk: der auch als Trainer und Stuntman gelistete Benny Urquidez, „Powerman“) infiltrieren und den Standort von Bisons geheimer Bergfeste identifizieren. Wie die übrigen Nebenplots, die einzig dazu dienlich erscheinen, die Spielfiguren irgendwie ins Geschehen zu integrieren, verläuft aber auch dieser ins Leere. Daneben versucht etwa Journalistin Chun-Li (Ming-Na Wen, „Emergency Room“), persönliche Rache an Bison zu üben, während Dr. Dhalsim (Roshan Seth, „Gandhi“) Guiles Freund Charlie Blanca (Robert Mammone, „Vertical Limit“) auf Geheiß des Unholds zu einem genetisch modifizierten Supersoldaten mit einer an TV-„Hulk“ Lou Ferrigno mahnenden Physis verwandelt.

Was man „Street Fighter“ zugutehalten muss ist, dass eigentlich immer was los ist. Das Problem dabei ist nur, dass die Zielgruppe, anders als durch die 16er-Freigabe impliziert, eher im Bereich der Acht- bis Zwölfjährigen zu suchen ist. Allerdings serviert de Souza für deren Auslotung zu viele Genickbrüche, so dass die erwachsene Klientel ob der übersteigerten Inszenierung, des plumpen Humors und (gen Ende wackligen) Sets im Stile eines explodierten Malkastens doch ziemlich ratlos zurückgelassen wird. Das durch Guile transportierte Pathos macht es nicht besser. Die in der hiesigen Kino- und Videofassung entfernte Post-Abspannszene, die eine direkte Fortsetzung ermöglicht hätte, ebenso wenig. Aber genau das ist die Krux des Streifens: von allem etwas und doch nichts richtig.     

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

scroll to top