Lange hat Hollywood sich Zeit gelassen, bevor der legendäre Superman auf die große Leinwand zurückkehren durfte. Die tragischen Erlebnisse rund um Mr. Superman himself – Christopher Reeve – haben sicherlich maßgeblich mit dazu beigetragen. Die Vorzeichen für einen neuen „Superman“ standen trotzdem gut, nicht nur weil das Studio bereit war, tief in den Geldbeutel zu greifen, sondern vor allem weil Bryan Singer auf dem Regiestuhl platz nahm, der ja bekanntlich bereits die „X-Men“ zu einer der gelungensten Comic-Verfilmungen machte. Leider jedoch kann „Superman“ die Erwartungen nicht im Ansatz erfüllen und verkommt (beinahe) einfach nur zum völlig überteuerten Flop.
Für einige Jahre war es still um den Retter der Welt geworden, Superman (Brendan Routh) war wie vom Erdboden verschluckt und forschte lieber nach seiner eigenen Vergangenheit in den Weiten des Weltraums. Nun aber ist Superman alias Clark Kent zurück. Allerdings hat sich in der Zwischenzeit einiges verändert. Es scheint, als hätte die Welt ihren einstigen Retter vergessen, selbst seine alte Liebe Lois Lane (Kate Bosworth) schrieb sich ihren Kummer über sein plötzliches Verschwinden vom Leib und ist nun in festen Händen. Doch Superman steht wieder schneller im Mittelpunkt als ihm lieb ist, denn sein Erzfeind Lex Luthor (Kevin Spacey) ist wieder auf freiem Fuß und hat einzig den Gedanken, Superman zu vernichten.
Knappe zwei Dekaden nach dem letzten Ausflug des vielleicht beliebtesten Superhelden stürzt sich Superman erneut ins Getümmel, was durchaus nach der langen Zeit hätte funktionieren können. Mit einem Bryan Singer auf dem Regiestuhl war die Sache auf dem Papier schon so gut wie geritzt. Doch der Film wirkt so, als hätte es die letzten zwanzig Jahre nie gegeben und genau die Generation, die bereits damals die Superman-Filme im Kino verfolgte, dominiere auch heutzutage noch die Kinokultur. Spaß jedenfalls kommt dabei – vor allem für Themen-Neulinge – nur bedingt auf.
Anstatt einer Einleitung für alle Novizen setzen die Macher auf vollstes Hintergrundwissen. Lex Luthor ist bereits der böse Widersacher, warum dieser als auch Superman über Jahre weg vom Fenster waren, wird auch nicht abschließend geklärt. Zu viele Fragen stellen sich dem Unkundigen Zuschauer somit bereits in den ersten Minuten des Films. Aus technischer Sicht kann dieser sicherlich überzeugen, dass deutlich neunstellige Budget sieht man an allen Ecken und Enden. Doch selbst in seinen Action-Sequenzen kommt der Film einfach nicht aus dem Quark. Es fehlt das gewisse Etwas, Erinnerungswerte oder vielleicht auch einfach der richtige Held, denn Superman ist es – zumindest in diesem Film – nicht.
Mit dem großen Unbekannten Brandon Routh holte man sich einen optisch zwar passenden Darsteller, der jedoch gelinde gesagt nicht den Hauch von Charisma versprüht und wirkt wie ein bloßes Abziehbild vom Reißbrett. Großes Schauspielkino muss in diesem Falle auch nicht sein, jedoch bestechen Rouths Auftritte vorrangig durch Langeweile. Auch Kate Bosworth – halb bekleidet in „Blue Crush“ zumindest noch nett anzusehen – ist fehl am Platze, denn zum einen nimmt man ihr die Rolle nicht ab und auch ihre Figur lässt jegliche Intensität vermissen. Einzig Kevin Spacey („American Beatuy“) sorgt für wenige Glanzpunkte in einer ansonsten farblosen Darstellerriege.
Der große Wurf ist mit einem Comeback von Superman sprichwörtlich in die Hose gegangen, es herrscht weitgehend gepflegte Langeweile für knappe zweieinhalb Stunden. Aus diesem Thema hätte ein Bryan Singer mehr machen können, nein müssen, denn mit den „X-Men“ hat er seine Klasse auf diesem Gebiet ohne Zweifel bewiesen.
Wertung: (4 / 10)