Deftones – Diamond Eyes (2010, Reprise Records)

Die letzten Jahre waren gewiss nicht einfach für die DEFTONES. Seit zweieinhalb Jahren liegt Bassist Chi nach einem Autounfall im Koma, ein quasi fertig gestelltes Album wurde zu den Akten gelegt und ein komplett neues eingespielt. Das letzte Werk, „Saturday Night Wrist“, datiert auf das Jahr 2006. Lange gab es also nichts mehr zu hören. Aber trotzdem kann man das Brodeln im Pressewald und dem Web förmlich spüren. Trotz, oder vor allem wegen der schwierigen Umstände? Es wäre müßig darüber zu diskutieren, denn kurzum, die Band wird der Erwartungshaltung gerecht. Mehr als gerecht sogar!

Dabei war für viele nach „White Pony“ die Luft ein wenig raus. An der Qualität ihres selbstbetitelten Albums lag es gewiss nicht, aber aus irgendwelchen Gründen standen sie damals nicht so dicke auf dem Zettel. Das letzte Werk noch weniger. Und nun also „Diamond Eyes“. Letztes Jahr konnten sie live schon mal überzeugen, da sprang der Funke sofort wieder über. Und das tut er auch jetzt, zumindest sobald man den Titeltrack und Opener überwunden hat. Da ist zwar viel DEFTONES-typisches drin, aber das Ganze wirkt doch etwas zu glatt. Gerade Sänger Chino Moreno kommt hier noch nicht so richtig in Fahrt.

Das holt er dann mit „Royal“ und „CMND/CTRL“ nach. Gerade „Royal“ steuert mehr und mehr seinem heftigen Ausbruch entgegen. Bedrohlich baut sich die Klangkulisse auf, besonders hervorgehoben natürlich durch die bekannten schweren, tiefen Gitarren. Viel hat sich im Grunde gar nicht geändert. Prinzipiell ist das bekannt, was die Jungs hier bieten. Aber diese Leidenschaft, diese unglaublich intensive Atmosphäre, all die verschiedenen Gefühlsmomente, damit spielen sie einfach weiterhin in ihrer eigenen Liga. Die Songs wirken ungestüm und wütend, an anderer Stelle ruhig, teilweise verletzlich, fragil und episch.

Weitgehend ist Moreno dafür verantwortlich, der in dem fantastischen „Prince“ all diese Facetten abdeckt und ein beispielloses Gefühlschaos hinterlässt. Wohl kaum jemandem gelingt es, eine so dermaßen intensive Atmosphäre zu schaffen. Die Rollenverteilung ist dagegen recht klar ausgefallen: Hier ein paar langsamere Titel („Beauty School“, „Sextape“), dort dann die härtere Fraktion („Rocket Skates“). Auch damit überraschen die DEFTONES nicht, aber sie fesseln, begeistern. Schon wieder. Sie sind inmitten des schnelllebigen Musikbusiness einfach eine Konstante. Sie müssen sich nicht permanent neu erfinden, sondern können auf das bisher Geschaffene aufsetzen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Wie sollten sie auch bei solch einem Album!?

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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