Um die Variierung ihres musikalischen Spektrums waren CRUEL HAND nie verlegen. Die Basis des altschulischen US-Ostküsten-Hardcores reicherten die Mannen aus Maine über die Jahre mit verschiedenen Metal-Spielarten oder auch rockigeren Dreingaben an. Daher sollte es auch kaum verwundern, dass die Band mit ihrer neuen EP, „Dark Side of the Cage“, wiederum zum quasi-neuerfindenden Rundumschlag ausholt.
Dabei vermittelt der einleitende Titeltrack mit seinem gefälligen Nebeneinander von (Thrash-)Metal und Hardcore samt Schreigesang noch das Gefühl, CRUEL HAND würden dem Sound ihres 2016 vorgestellten letzten Langspielers „Your World Won’t Listen“ im Kern die Treue halten. Doch auch der offenbarte im Detail bereits Tendenzen, die den nun etablierten Sound in der Retrospektive durchaus hätten erahnen lassen. Denn die zunehmend klaren Gesangsparts, die bei „Sink (and Swim Down)“ und „Get Off the Cross“ den Löwenanteil ausmachen, knüpfen samt einem Mehr an Melodie und metallischer Weitschweifigkeit an jene Phase an, in der MACHINE HEAD & Co. das Genre in der Fusion mit alternativ-rockigen Einflüssen zu neuen Ufern führte.
Mit stampfenden Rhythmen, kollektiven Shout-Kaskaden und Refrains, die für die Verhältnisse von CRUEL HAND als butterweich bezeichnet werden müssen, schaffen sie Eindrücke, die vorrangig ein restrospektiv veranlagtes Publikum ansprechen. Das unterstreicht auch das abschließende Cover des LIFE OF AGONY-Klassikers „Weeds“, bei dem das stimmliche Volumen von Mina Caputo aber erwartbar verfehlt wird. Als weiteres Zeichen der Entwicklung von CRUEL HAND ist „Dark Side of the Cage“ ein überzeugendes Signal. Fraglich bleibt nur, ob die Old-School-Hardcore-Klientel das genauso sieht.
Wertung: (7 / 10)