Dark Blue (USA 2002)

darkblueEin richtiger Film zur falschen Zeit – oder einfach die dialoglastige Neuformulierung bekannter Versatzstücke des Polizei-Thrillers. Vieles ist gelungen an Ron Sheltons („Hollywood Cops“) Krimi-Drama „Dark Blue“, einiges jedoch liegt im Argen. Das Skript basiert auf einer Geschichte von James Ellroy („L.A. Confidential“), der den Abstieg des fehlgeleiteten Bullen in den Wirren der Rassenunruhen der Neunzehnsechziger ansiedelte. „Training Day“-Autor David Ayer verlegt die Handlung nach 1991 und in die ähnlich aufgeladene Zeit des Rodney King-Skandals.

Viel zu lange führt der Film die Halbwelt des gewohnt starken Kurt Russell („Breakdown“) vor, der als Cop Eldon Perry einem eigenen Prinzipienkatalog aus Korruption, gefälschten Beweisen und sogar Mord folgt. Förderer der unlauteren Methoden ist sein Vorgesetzter (Brendan Gleeson, „Gangs of New York“), der sowohl ihn, als auch seinen jungen Partner Keough (blass: Scott Speedman, „Underworld“) in Gewissenskonflikte stürzen wird. Dazu gibt es eine gescheiterte Ehe und das nicht eben vertrauensbegründete Verhältnis zum eigenen Sohn.

Der Rodney King-Prozess, dessen Ausgang schweren Aufruhr unter der afroamerikanischen Bevölkerung von Los Angeles provozierte, dient lediglich als authentischer Aufhänger. Am Ende wird er für stimmungsvolle Bilder und etwas Action bürgen. Mehr aber auch nicht. Der aufbrandende Rassismus mancher Polizeikraft mag ebenso der Realität entspringen, wie illegale Verbrechensbekämpfung, die grundlegend fesselnde Charakterstudie eines berechnenden Verbrechers in Uniform aber birgt einfach zu viel Bekanntes.

Dazu zählt auch der streng rechtschaffende Polizeichef (Ving Rhames, „Undisputed“), dessen Vorgehen gegen den anhaltenden Dienstmissbrauch mit diskreditierenden Beweisfotos einer Affäre zur Räson gebracht werden soll. Sheldon versäumt es, seiner tragenden Figur ein glaubhaftes Umfeld zu bereiten. Die Nebenrollen wirken gängigen Rollenbildern entsprungen, der Film mit seiner hehren Botschaft einfach Jahre zu spät. Der Versuch des Unkonventionellen bleibt zu vage, der Polizeiklüngel einfach zu vorhersehbar, um in voller Gänze zu überzeugen.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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