„You people sit tight, hold the fort and keep the home fires burning. If we’re not back by dawn, call the President.“ – Ein waschechter Draufgänger: Jack Burton
Kurz vor der Jahrtausendwende wurde „Matrix“ (1999) für die visionäre Fusion aus US-amerikanischem und fernöstlichem Spektakel-Kino gefeiert. Gemeinhin vergessen wird dabei, dass den Geschwistern Wachowski 13 Jahre früher ein anderer Filmemacher zuvorkam: John Carpenter. Der hatte im Horror-Genre längst Kultstatus erreicht, mit „Halloween“ (1978) den Slasher kultiviert und auch danach unsterbliche Klassiker wie „The Fog“ (1980), „Die Klapperschlange“ (1981) oder „Das Ding aus einer anderen Welt“ (1982) vorgelegt. Ihnen ließ Carpenter mit der Fantasy-Action-Komödie „Big Trouble in Little China“ Mitte der Achtziger ein weiteres Karriere-Highlight folgen.
Die Besonderheit des für Carpenter-Verhältnisse nahezu massenkompatibel inszenierten Blockbusters (im Gegensatz zum Gros seines Oeuvres handelt es sich hier um eine Auftragsarbeit) ist die erwähnte Melange aus asiatischer, physikalische Gesetze sprengender Kampfkunst (samt mythischer Folklore) und großschnäuziger westlicher Macho-Unterhaltung. Vergleichbare Filmwerke hatte es trotz kultureller Überschneidungen, etwa im Western „Rivalen unter roter Sonne“ (1971), bis dahin nicht gegeben. Carpenter mengte bekannten Hollywood-Standarten eine fantasievolle Zügellosigkeit bei, die an Tsui Harks „Zu: Warriors From the Magic Mountain“ (1983) erinnert. Grenzen sind dem zügellos übertriebenen Vergnügen auf dieser Grundlage keine gesetzt.
Dafür wohnt dem tollkühnen Streifen ein parodistisches Potential inne, das Kurt Russell, Carpenters Hauptdarsteller u. a. im „Elvis“-Biopic (1979) und dem erwähnten „Das Ding aus einer anderen Welt“, entgegen des Trends mehr zum Sidekick denn zum Helden macht. Russells Brummi-Fahrer Jack Burton ist die Coolness in Person, in seiner akuten Selbstüberschätzung jedoch tollpatschig genug, um die süffisant zur Schau gestellten Harte-Kerle-Klischees ironisch zu brechen. Gemeinsam mit Kumpel Wang Chi (Dennis Dun, „Fürsten der Dunkelheit“) bekämpft er in San Franciscos Viertel Chinatown den mächtigen Magier Lo Pan (James Hong, „Auf der Suche nach dem Goldenen Kind“), der vor mehr als 2.000 Jahren seiner fleischlichen Hülle beraubt wurde und wahlweise als transparenter Hüne oder gebeugter Greis in Erscheinung tritt.
Auslöser für das Eingreifen von Wang und Jack ist die Entführung von Miao Yin (Suzee Pai), Verlobte des Erstgenannten. Ob ihrer leuchtend grünen Augen ist sie – wie auch die von Jack begehrte Anwältin Gracie Law (Kim Cattrall, „Police Academy“) – als Braut Lo Pans prädestiniert und kann ihm so zu neuer Physis verhelfen. Im unterirdischen Reich des Schwarzmagiers machen sich die Freunde, u. a. unterstützt von Busfahrer Egg Shen (Victor Wong, „Tremors“), daran, die verschleppten Damen zu befreien. Doch stehen ihnen neben bizarren Monstern auch die übermenschlichen Krieger „Three Storms“ – darunter Peter Kwong („Brain Smasher“) und Carter Wong („18 Kämpfer aus Bronze“) – entgegen. Während Jack in der Hauptsache mit mehr Glück als Verstand von einem Kampfgetümmel zum nächsten stolpert, sorgen Wangs Kampfkünste dafür, dass sich die Reihen von Lo Pans Schergen beständig lichten.
Carpenter, der mit Kameramann Dean Cundey („Halloween“) und Second Unit Director Tommy Lee Wallace („Halloween III“) zumindest teilweise auf bewährte Kräfte setzen konnte, stieß nach Beendigung der Dreharbeiten auf Akzeptanzprobleme. Die Chefetage des produzierenden Studios 20th Century Fox konnte dem absurden Genre-Mix wenig abgewinnen und kürzte das Marketing-Budget drastisch. Den verdienten Kult-Status erlangte der Film daher erst bei der Zweitauswertung im Heimkinosegment. Dabei ist „Big Trouble in Little China“ Popcorn-Kino in seiner reinsten Form – und wird mit zunehmendem Alter einfach immer besser. Das liegt, neben dem herrlich überzogenen Spiel sämtlicher Darsteller, auch am comichaften Szenenbild, das in seiner detailreichen Ausgestaltung stets einen kalkulierten Hauch von Studiokulisse verströmt und den unterschwelligen B-Charakter damit trefflich stützt. Ein originelles, aberwitziges und schlicht umwerfendes Fantasy-Potpourri.
Wertung: (8 / 10)