Tango & Cash (USA 1989)

„Rambo is a pussy.“ – (Selbst-)Ironisch: Ray Tango

Ein Buddy-Actioner als Beinahe-Vollkatastrophe. Doch am Ende wurde zumindest ein unterhaltsames Kuriosum daraus. Die Rede ist von „Tango & Cash“, jener turbulent entstandenen Cop-Komödie, deren Einzelkomponenten nie wirklich zueinanderfinden. Doch wie kam es dazu? Die größte Unwucht resultiert wohl aus den unterschiedlichen Vorstellungen, die der als Regisseur berufene Andrej Konchalovsky („Express in die Hölle“) und das Produzentengespann um Jon Peters („Batman“) und Peter MacDonald („Rambo III“) über die Tonalität der Geschichte vorbrachten. Der Erste wollte Ernst, die anderen Ironie. So wurde Konchalovsky kurz vor Drehschluss durch Albert Magnoli („Purple Rain“) ersetzt, der den Streifen nach Vorgabe kurzfristiger Drehbuchänderungen umstrickte.

Die Konsequenz ist ein inkohärenter Mischmasch mit teils seltsamer Dramaturgie, absurden Einzeilern und einem Schurken, der nicht nur in Metaphern spricht, sondern diese auch mit realen Anschauungsexponaten zu unterfüttern weiß. In den Hauptrollen strahlen immerhin die Stars Silvester Stallone und Kurt Russell („Die Klapperschlange“) Souveränität aus. Stallone, dem vor den gravierenden Flops „Oscar – Vom Regen in die Traufe“ (1991) und „Stop! Oder meine Mami schießt!“ (1992) zumindest ein veritabler Erfolg gegönnt blieb, spielt Ray Tango, einen Superbullen im Maßanzug. Kollege Russell begnügt sich als draufgängerischer Cop Gabriel Cash nicht allein frisurentechnisch mit einer Quasi-Kopie von Martin Riggs, Mel Gibsons Paraderolle aus „Lethal Weapon“. 

Wirklich grün sind sich die beiden nicht. Doch sie haben Erfolg. Jeder auf (s)einer Seite von Los Angeles. Das Wetteifern um die größten Schlagzeilen ist Drogenboss Yves Perret (Jack Palance, „City Slickers“) ein Dorn im Auge. Also schmiedet er einen sinistren Plan, um Tango und Cash aus dem Weg zu räumen. Seinen Vertrauten erklärt er das Vorhaben am Sinnbild der im Labyrinth verlorenen Nagetiere – worauf er zwei lebende Ratten aus Schatullen auf seinem Schreibtisch zaubert und diese in einem Miniatur-Spiegelkabinett platziert! Dass er die Tiere obendrein abknutscht, fügt sich trefflich ins ganz und gar nicht treffliche Gesamtbild. Selbiges gilt übrigens auch für die bewährte Schurkenvisage Brion James („Red Heat“), der als Schlagetot Requin im Original einen denkwürdig lächerlichen britischen Akzent offenbart. 

Auch das zeigt: Der Übertreibung scheint keine Grenze gesetzt. Allerdings wirkt der Humor in diesem durch und durch klischeehaften, mit Geoffrey Lewis („Pink Cadillac“) und James Hong („Big Trouble in Little China“) aber bis in die Nebenrollen ansprechend besetzten Spät-Achtziger-Vehikel teils arg gewollt. Aber es ist wie so häufig: Tempo, Lässigkeit und munterer Krawall sorgen für gute Laune im anspruchsfreien Metier. Perrets Plot, um die beiden Cops aus dem Weg zu räumen, ist einfältig, funktioniert im Sinne logikresistenter Genre-Kost aber selbstredend problemlos. So werden Tango und Cash wegen eines ihnen angelasteten Mordes in den Knast gesteckt und geraten naturgemäß an eine ganze Heerschar übler Typen – mit von der Partie sind u. a. Robert Z’Dar („Maniac Cop“) und Clint Howard („Evilspeak“).

Also bleibt nur die geneinsame Flucht, separates Untertauchen und die Vorbereitung des Gegenschlags. Letzteres bietet u. a. Russell in Frauenkleidern und Teri Hatcher („Brainsmasher“) als Tangos aufreizende Schwester, die in einem Nachtclub E-Schlagzeuge malträtiert und von Cash begehrt wird. Und (natürlich) einen High-Tech-Kampfwagen, der den explosiven Showdown auf dem Areal von Perrets Lagerhalle/Schurkenzentrale (nur echt mit integriertem Selbstzerstörungssystem!) merklich geschmeidiger gestaltet. Woher die Erwachsenenfreigabe rührt, bleibt bis heute schleierhaft. Doch so Gaga „Tango & Cash“ im Kern auch erscheinen mag, seinen seltsamen Reiz hat er sich bis heute bewahrt. Nur sollte man sein Qualitätsverständnis vorher besser noch einmal justieren.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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