„There are two types of beings in the universe: those who dance, and those who do not.“ – Tanzt nicht: Drax
Ist das Universum in Gefahr, schlägt die Stunde der „Guardians of the Galaxy“. Die von James Gunn („Slither“) verantwortete Vorstellung der skurrilen Außenseitertruppe war 2015 nicht allein aus kommerzieller Sicht ein Volltreffer. Auf die in Marvels engmaschigem Franchise-Masterplan fest einkalkulierte Fortsetzung trifft das nicht zu. Das mag ein wenig überraschen, denn auf dem Weg zum ultimativen Marvel-Familientreffen „The Avengers: Infinitiy War“ schien das Potenzial ungebrochen groß. Doch der wiederum für Skript und Regie verantwortliche Gunn spielt die Stärken von Szenario und Figuren nur momentweise aus und verortet sein gedehnt wirkendes All-Abenteuer eher in der Qualitätsliga eines ungeraden „Star Trek“-Films.
Als Antrieb des Plots dient „Starlord“ Peter Quills (Chris Pratt, „Jurassic World“) unverhoffte Begegnung mit seinem Vater Ego (Kurt Russell, „The Hateful 8“). Der, eine Art göttliches Überwesen, möchte den Filius an seiner schöpferischen Gabe teilhaben lassen und lädt ihn mit Kampfamazone Gamora (Zoe Saldana, „Avatar“) und Hüne Drax (Dave Bautista, „James Bond: Spectre“) auf einen von ihm geschaffenen, beliebig formbaren Planeten ein. Dabei gebietet die konfliktgesteuerte Prämisse, dass die anfängliche Euphorie bald düsteren Vorahnungen weicht. Der wonnig aufspielende Russell, dessen verjüngte Variante im Prolog „Starman“ (1984) hommagiert, genügt allerdings ebenso wenig, um den zähen Haupthandlungsstrang aus der Beliebigkeit zu führen, wie der amüsante Cameo-Auftritt von David Hasselhoff.
Überhaupt fällt es den Machern überraschend schwer, die illustre Beschützertruppe gleichwertig beschäftigt zu halten. Einen gewissen Überbau sollen (quasi-)familiäre Zwistigkeiten gewährleisten. So verstricken sich Peter und der zynische Waschbär Rocket (im Original gesprochen von Bradley Cooper) in Kompetenzgerangel, während Gamora mit Cyborg-Schwester Nebula (Karen Gillan, „Doctor Who“) im Zweikampf Kindheitstraumata überwindet. Außen vor steht – neben dem kalkuliert niedlichen, glücklicherweise aber nicht über Gebühr ausgeschlachteten Baby Groot (einsilbig vertont von Vin Diesel) – der stets ehrliche wie leicht begriffsstutzige Drax. Der teilt seine Szenen in der Hauptsache mit Egos schüchterner Begleiterin Mantis (Pom Klementieff, „Oldboy“), die Emotionen anderer spüren und kontrollieren kann.
Fraglos macht „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ Laune. Nur fügen sich die episodisch wirkenden Einzelteile kaum zu einem homogenen Ganzen zusammen. Prima darüber hinwegsehen lässt sich, wenn Gunn das Tempo anzieht und die überstrapaziert emotionale Komponente vernachlässigt. Das zeigt etwa der vielversprechende Auftakt, bei dem sich Peter & Co. den Zorn der goldenen Herrscherin Ayesha (Elizabeth Debicki, „Everest“) zuziehen. Hinzu kommen visuell großartig gestaltete Szenen, darunter der neuerliche Einsatz von Yondus (Michael Rooker) fliegendem Pfeil. Der Weltraumpirat, Peters raubeiniger Ziehvater, beschwört durch den Schutz des Erdlings eine Meuterei seiner Mannschaft herauf und wird seinem alten „Cliffhanger“-Partner Sylvester Stallone gegenübergestellt. Der Action-Altstar absolviert einen Kurzauftritt und wird – neben Ving Rhames („Mission: Impossible“) und Michelle Yeoh („Mechanic: Resurrection“) – für die nächste Fortsetzung in Stellung gebracht. Dann aber hoffentlich wieder mit mehr Party als Gefühlsduselei.
Wertung: (6 / 10)