Cortarmao – Sliver & Góld (2021, DIY)

„Ich bin wirklich glücklich. Bin ich wirklich glücklich? Deutschland kapiert es nicht. Tschüss.“ – ‘&‘

Plötzlich verständlich. So kannte man CORTARMAO bislang nicht. Ihre Texte schrien die Thüringer in der Vergangenheit zwischen stimmlichen Höhen und Tiefen barsch heraus. Auf ihrer jüngsten EP, „Sliver & Góld“, zeichnen sich einmal mehr spürbare Veränderungen in der Nuancierung ab. Deren offensichtlichste: Die Lyrics sind zu verstehen. Nicht nur passagenweise, sondern nahezu durchgängig. Doch das ist nicht allein der starken (DIY-)Produktion zu verdanken, sondern insbesondere vermehrt auftretenden Sprech- und Gesangspassagen.

Die einzige markante Entwicklung ist das nicht. Die Struktur des Song-Trios, dem Titel entsprechend mit „Sliver“, „&“ und „Góld“ überschrieben, erscheint in Summe weniger chaotisch und mehr Post-Hardcore denn Mathcore zugewandt. Das bedeutet eine Reduzierung allzu krasser Stimmungswechsel zugunsten melodischerer Grundakzente – selbst wenn das bald zehnminütige „Góld“ diese Feststellung vehement zu widerlegen scheint. An Komplexität mangelt es CORTARMAO aber auch diesmal nicht. Denn dazu sind die Kontraste zwischen verzerrtem Ausbruch und entspanntem Innehalten noch immer zu gewaltig.

In den Texten befasst sich das Trio mit der Rolle des Individuums in der Gesellschaft. Und den Auswucherungen des Kapitalismus. Entsprechend düster fällt der Grundtenor von „Sliver & Góld“ aus. Dass Musik abseits von Populärkultur und Mainstream fordern kann, beweisen CORTARMAO erneut mit Bravour. Die Songs erzwingen eine weitergehende Beschäftigung regelrecht. Gerade das ist es, was diese Band seit jeher so spannend macht. Und das über den Umfang ihres insgesamt dritten Outputs hinaus. Auf die weitere Evolution ihres Sounds darf Mensch wirklich gespannt sein.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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