Leaves – Leaves (2021, Midsummer Records)

Nach der Band ist für viele Musiker vor der Band. Nicht selten in nahezu identischer Besetzung. So auch bei LEAVES (nicht zu verwechseln mit .LEAVES). Dass Münster nach dem Aus von IDLE CLASS nicht allzu lange auf eine neue Formation warten musste, lag bei der Umtriebigkeit der Beteiligten eigentlich auf der Hand. Überraschend erscheint eher, dass es die zum Trio geschrumpften Benny, Stefan und Tobi auf der selbstbetitelten Debüt-EP ihres neuen Projektes eine Spur ruhiger angehen.

Der klassische Emo spielt zwar noch immer eine wesentliche Rolle, nur wird er weniger von Punk und Post-Hardcore, als vielmehr von Indie-Rock umspielt. An Kraft mangelt es den vier Stücken trotzdem nicht. Das beweist zum Auftakt „Campbell Island“, dessen Herleitung in bedächtigen Bahnen verläuft, ohne den schwelgerischen Gesamtcharakter der EP auszuklammern. Und das punktiert aufblitzende Hymnen-Potential. Denn der mehrstimmige Refrain ist einfach großes Kino.

„This Station is Non-Operational“ offenbart darauf ein Mehr an Dynamik, ohne zwingend den Ausbruch zu proben. Mit ihrem im besten Sinne geradlinigen Rock-Sound beschreiten LEAVES konstant stilsichere Pfade, bei dem Temporeduktion nie mit Stagnation gleichgesetzt wird. Denn auch der Viereinhalbminüter „Anemic“ veranschlagt Zeit zur (atmosphärischen) Entfaltung, honoriert die Geduld im Gegenzug aber mit weitschweifigen Melodien und stimmlichen Ausrufezeichen.

Den positiven Gesamteindruck stützt zudem das beschließende „Clover Mints“, bei dem die Gangart wieder einen Hauch rasanter ausfällt. Die zarte Verwurzelung im Punk ist hier noch am ehesten spürbar. So reduziert die Besetzung von LEAVES auch erscheinen mag, auf die übergeordnete Prämisse ihrer Musik trifft dies keineswegs zu. Kurzum: Ein Einstand, auf den es sich trefflich bauen lässt.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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