Die Herzmaschine arbeitet wieder. Sie ist Antrieb und Leitmotiv von CORTARMAO. Durch sie erhält die Musik der Thüringer ein artifiziell organisches Moment. Das Fleisch scheint mit der Technik zu verschmelzen. Was klingt wie entrückte Kunst zwischen David Cronenberg und Steampunk-Ästhetik fußt jedoch auf einem ausgeprägten DIY-Verständnis. Kurzum: Alles ist handgemacht – der wüste Mix aus Screamo, Mathcore und Post-Hardcore, das Artwork, die Pressung.
Das ist gut so. Vor allem im Sinne der Homogenität. Denn der Fleiß und das Herzblut, das in diese „Maschine“ investiert wurde und zugleich durch sie gepumpt wird, bleiben an jeder Stelle spürbar. Für die stimmige Einleitung von „Aorta“, dem Eröffnungstrack von „Herzmaschine“, wurde ein Monolog aus „Fight Club“ bemüht. Das zieht immer. Was folgt ist der Ausbruch, kalkuliertes Kreativ-Chaos mit teils abrupten Rhythmuswechseln und sich überlagernden Wogen klanglicher Extreme. Die deutschen Texte werden in verschiedenen Höhen und Tiefen barsch herausgeschrien. Verständlich sind bestenfalls Fragmente. Immer wieder taucht jedoch ein Wort auf: Herzmaschine.
Sie wird durch Texte über Entfremdung gespeist. Das passt ins Gesamtbild. Auch instrumental. Sporadisch wird der musikalische Mahlstrom angehalten. Bei „Decoder“ führt das etwa zu geradlinig gefälligen Gitarrenintermezzi, während bei „Faradisation“ kurz ein Saxophon erklingt. Hinzu kommen elektronische Farbtupfer oder vereinzelte weibliche Stimmbegleitungen. An punktueller Variabilität mangelt es diesem inspirierten Tosen also nicht. Ebenso wenig an der nötigen Vielschichtigkeit. Leichte Kost ist das mitnichten. Aber das wäre mit dem Schaltplan der Herzmaschine auch kaum vereinbar.
Wertung: (7,5 / 10)