Boarding Gate – Ein schmutziges Spiel (F 2007)

boarding-gateAls Schauspielerin schätzt Asia Argento menschliche Niederungen. Die Tochter des italienischen Horror-Regisseurs Dario Argento („Suspiria“) verfügt über die Gabe, sich gerade in schwierigen Rollen gänzlich fallen zu lassen. Ähnlich dem von ihr selbst inszenierten „The Heart is Deceitful Above All Things“ rechtfertigt auch bei „Boarding Gate“ allein ihre Performance das Ansehen. Das von Autorenfilmer Olivier Assayas („Irma Vep“) gedrehte Thriller-Drama lässt sie als ehemalige Prostituierte Sandra auf verschiedenen Erdteilen in einer zerstörerischen Strudel aus Obsession, Intrigen und Mord geraten.

Bevor es aber in die Abgründe menschlicher Moralvorstellungen geht, wird in einer langen Einleitung ihr Verhältnis zu Unternehmer Miles erörtert. Der wird gespielt von Michael Madsen („Kill Bill“), dem man in seiner wankelmütigen Karriere zwischen Top und Tarantino, Flop und B-Actionfilmen öfter Rollen wie diese gönnen würde. Als nicht unsympathischer und doch seltsam widerwärtiger Zeitgenosse benutzte er sie als Hostess seiner Geschäftskunden. Sie sollte Informationen aufschnappen, was ihm jedoch nur als Vorwand diente, um sich an ihren Erzählungen der perversen Vorlieben seiner Partner aufzugeilen.

In ellenlangen Dialogen kreisen die beiden um ihre kaputten Existenzen. Er, mittlerweile geschieden und hoch verschuldet, trauert ihr nach, obwohl die Affäre aus geheuchelten Emotionen und dreckig brutalem Sex nur Schaden anrichtete. Doch er will sie zurück, was ihn durch ihre Hand das Leben kostet. Die Gründe für die Bluttat sind profan, Geld, ein neues Leben in Hong Kong. Da kommt Lester (Carl Ng, „New Police Story“) ins Spiel, der Waren zwischen Europa und Asien vertreibt und in dem Sandra einmal mehr glaubt, Liebe gefunden zu haben. Die Flucht jedoch belehrt sie eines besseren.

In direkten, oft hektischen Bildern folgt Assayas scheinbar ziellos dem Irrweg seiner Hauptdarstellerin. Im erzwungenen Exil entgeht sie nur knapp einem Mordversuch und bemerkt einfach zu spät, dass sie in ihrer Hilflosigkeit nur die Schmutzarbeit anderer erledigt hat. Asia Argento ist spitze, der Film aber ist es nicht. Er hat seine Reize, auch visuell, bleibt als Ganzes aber zu uneinheitlich. Der abrupte Schlusspunkt ihrer unvollendeten Vendetta fügt sich nahtlos ins Gesamtbild hinein. Am Ende bleibt Ratlosigkeit und der Zuschauer so allein wie die Anti-Heldin zurück.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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