Das australische Hinterland ist voll tierischer Gefahrenherde. Giftige Spinnen und Schlangen sind da nur die Spitze des für Phobiker belastend horriblen Eisbergs. Aus Sicht des Kinos trachtet aber auch eine ganz andere Spezies nach menschlichem Leben: das gemeine Wildschwein. Mit seinem Debütfilm „Razorback – Kampfkoloss der Hölle“ schuf Russell Mulcahy 1984 einen Ozploitation-Klassiker, der seinen Charme bis heute bewahrt hat. Eben diesem zollt „Charlie’s Farm“-Regisseur Chris Sun mit „Boar“ Tribut und setzt dabei auf einen sympathisch bodenständigen Mix aus CGI und handgemachten Effekten. Die Chance eines kleinen Genre-Highlights wird jedoch insbesondere durch das maue, ebenfalls von Sun beigesteuerte Skript ausgeräumt.
Ein Landstrich im tiefsten Hinterland leidet unter Dürre und Beschäftigungsarmut. Damit nicht genug, treibt ein gewaltiger Keiler sein Unwesen, der zunächst unbemerkt Weidezäune einreißt und die Schafbestände dezimiert. Bei einem Ausflug ins Outback stoßen Handwerker Ken („Wolf Creek“-Star John Jarratt) und Trinkkumpan Blue (Roger Ward, „Mad Max“) auf das Wirken des Riesen-Paarhufers und werden von ihm attackiert. Auch Familie Monroe, bestehend aus (Stief-)Vater Bruce (mal nicht im „The Devil’s Rejects“-Schnodder-Look: Bill Moseley), Mutter Deb (Simone Buchanan, „Patrick“) sowie juvenilem Anhang, werden bei einem Trip mit dem hünenhaften Verwandten Bernie (Ex-Wrestler Nathan Jones, „Mad Max: Fury Road“) vom Killer-Schwein angegangen. Hilfe auf Rettung verheißt einzig Kens nach ihm suchende Tochter, die Pub-Betreiberin Sasha (Melissa Tkautz).
Das übliche Einleitungsgeplänkel, hier verpackt in ein überzeugendes rurales Milieu, hält solide bei der Stange. Akzente setzen dabei vor allem die Veteranen Jarratt und Ward. Die Städter auf Urlaub wirken da schon weit klischeehafter, werden nach ihrer Einführung aber ohnehin vorerst vergessen und für die finale Menschenjagd des Untiers warmgehalten. So konzentriert sich der Überlebenskampf zunächst auf die sympathischen Rentner (samt vereinzelter Opfer des Keilers). Wenn das Schwein ein- und angreift, wird es blutig. Allerdings verhalten sich die todgeweihten Randfiguren genregemäß dämlich, so dass die Bestie zunächst leichtes Spiel hat. Das ändert sich erst mit der Rückkehr der Monroes ins Zentrum der Erzählung. Der Anschein momentweiser Intensität wird jedoch durch die handelsübliche Überlebensgarantie der meisten Figuren nachhaltig ausgehebelt.
Immerhin formal erweist sich „Boar“ als angenehm hochwertig. Der Rest bedient lediglich soliden Standard. Die sehenswerten, an den ähnlich durchwachsenen „Pig Hunt“ (2008) erinnernden Tricks und die ansehnlichen Darsteller können den Streifen aber letztlich nicht aus der Beliebigkeit herausführen. Da hat Vorreiter „Razorback“ insgesamt einfach deutlich mehr zu bieten.
Wertung: (5 / 10)