„It’s just a little bite.” – Casey
Ein Film wie eine einzige Hommage an David Cronenbergs „Die Fliege“-Remake (1986). Denn auch in Chad Archibalds („I’ll Take Your Dead“) Independent-Schocker „Bite“ steht die offensiv inszenierte Verwandlung des Menschen in eine animalischem Instinkt unterworfene Kreatur im Zentrum des Geschehens. Den Auslöser liefert ein unscheinbarer Insektenbiss. Dieser ereilt die junge Casey (Elma Begovic „Tear Us Apart“), die sich vor ihrer geplanten Hochzeit in der Fremde noch einmal in zünftige Ausschweifung ergehen will. Mit weitreichenden Konsequenzen.
Der Auftakt eröffnet im Stil eines Urlaubsvideos: Sonne, Strand und Müßiggang folgt das Bad in einem abseitigen Gewässer. Während dem kommt Casey mit dem nicht näher spezifizierten Insekt in Kontakt. Zurück in der Heimat plagen sie jedoch zunächst menschliche Probleme: Während sie die Vermählung aufgrund wachsender Zweifel am liebsten aufschieben würde, plant der Verlobte Jared (Jordan Gray, „The Lockpicker“) bereits den Familienzuwachs. Die Schwiegermutter in spe (Lawrene Denkers, „The Sanctuary“), obendrein Caseys Vermieterin, ist hingegen vornehmlich auf Krawall gebürstet.
Die unheilvolle Metamorphose nimmt ihren Lauf, als sie kleine, schmerzende Male an ihrem Körper entdeckt. Dazu erscheint die Haut zunehmend blass. Auch das geschärfte Gehör wirkt gewöhnungsbedürftig. Mehr noch dreht ihr normale Nahrung den Magen um. Sorge bereitet zudem, dass sie wiederholt in der Badewanne einschläft – mit dem Kopf unter Wasser. Als Casey realisiert, was mit (und in) ihr vor sich geht, beginnen die tierischen Triebe die Überhand zu gewinnen. Ihre Wohnung funktioniert sie in ein schleimiges Nest um, speit Säure und würgt Teppiche leuchtender Eier hervor. Um sich und ihre Brut zu schützen, sind ihre nächsten Bezugspersonen bald nicht mehr sicher.
Der auch für Story und Produktion verantwortliche Archibald fußt seinen effektiven kleinen Body-Schocker auf die beständige Zuspitzung der physischen Transformation. Hauptakteurin Begovic unterfüttert diese Prämisse mit einer sympathisch schonungslosen Performance, die von gelungenen Masken und düsterem Set-Design stimmungsvoll gestützt wird. Auch der Einsatz von Musik und Soundeffekten dreht wirkungsvoll an der Spannungsschraube. Die kalkulierten Ekelszenen, etwa das während Caseys Beischlaf mit Jared schleimig platzende Ekzem, forcieren die Abscheu eines zartbesaiteten Publikums allerdings fast zu gewollt.
Darüber hinaus holpert der minimalistische Plot über manch offensichtliche Flachheit, vorrangig die kaum nachvollziehbare Konsultation eines Arztes und das nicht bemerkte Verschwinden einer zumindest in ihrem Auftreten prägnanten Figur, einer angemessen bösen Auflösung entgegen. Der Weg dorthin wird durch den konstruierten amourösen Konflikt zwischen Casey und Freundin Jill (Annette Wozniak, „Secret Santa“) verlängert, der lediglich dazu dienlich erscheint, den Fokus zumindest kurzzeitig von der angehenden Insektenfrau zu nehmen. Sonderlich überraschend oder originell ist „Bite“ in Summe kaum geraten. Die ansehnlichen Darsteller, weitgehend handgemachte Effekte und das üppige Maß an Körperflüssigkeiten gestalten die Low-Budget-Hommage an Cronenbergs klassischen Vorbau aber allemal sehenswert.
Wertung: (6 / 10)