Die Fliege (USA 1986)

die-fliege-1986„I’m an insect who dreamt he was a man and loved it, but now that dream is over and the insect is awake.” – Seth Brundle

Mitte der achtziger Jahre verfilmte der kanadische Regisseur David Cronenberg („Scanners”) den B-Filmklassiker „Die Fliege“ (1958), beziehungsweise Motive aus George Langelaans gleichnamiger Kurzgeschichte, neu. Ohne den nostalgischen Charme des Originals mit Vincent Price, dafür mit einer drastisch plastischen Darstellung körperlicher Zersetzung. Cronenbergs körperbetonter Horror und Elemente des Mainstream-Kinos fusionieren zu einer verstörenden Einheit, die sich, getragen von erstklassigen Darstellerleitungen, nachhaltig ins Gedächtnis brennt.

Der exzentrische Wissenschaftler Seth Brundle (Jeff Goldblum, „Kopfüber in die Nacht“) hat eine Maschine entwickelt, die ihm die Teleportation von einem stationären Element zum nächsten ermöglicht. Doch erst die Beziehung zur Journalistin Veronica Quaife (Geena Davis, „Die Piratenbraut“), die seine Forschung beobachtet und dokumentiert, ermöglicht ihm den Durchbruch – das Verständnis des Fleisches. Bei einem Selbstversuch gerät eine Stubenfliege in den Molekular-Transmitter und verschmilzt auf genetischer Ebene mit Brundle. Die Folgen sind fatal, verwandelt sich der Forscher doch allmählich in ein Insekt.

In erstaunlich kurzen 95 Minuten erzählt David Cronenberg ein hervorragend besetztes Schauerstück. Die Figuren sind grob umrissen, im hier und jetzt der Handlung belassen ohne in größerem Maße deren Vergangenheit zu offenbaren. So gleicht die Handlung eher einer Verkettung von Momentaufnahmen, einer Zustandsbeschreibung, die ein präzises Psychogramm ihrer Protagonisten formt. Brundlefly, wie sich der Forscher später selbst nennt, trägt den emotionalen Verfall äquivalent zur körperlichen Metamorphose im Zerfall des Körpers zur Schau.

Die intensive musikalische Begleitung von Cronenbergs Hauskomponisten Howard Shore („Der Herr der Ringe“) ist der Träger des atmosphärischen Geflechts aus plastischem Horror und Melodram. Die Maskenbildner Chris Walas („Arachnophobia“) und Stephan Dupuis („eXistenZ“) erhielten für ihre herausragenden Leistungen den Oscar. Zum Dank durfte Walas die überflüssige, drei Jahre später produzierte Fortsetzung inszenieren. David Cronenbergs „Die Fliege“ ist die „Poesie eines Steaks“, die Geschichte einer Liebe nach dem Verständnis eines außergewöhnlichen Regisseurs. Abstoßend und betörend zugleich schuf er damit einen krassen Klassiker des modernen Horrorfilms.

Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

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