Kultregisseur Luc Besson („Leon – Der Profi“) schwingt mittlerweile lieber die Feder als das Regiezepter. Die Freude an der simplen Unterhaltung dominiert, vorzugsweise im Actionfach. Der Franzose schreibt Bücher zu Filmen, die im Grunde keiner inhaltlichen Vorgabe bedürfen. Bei „Transporter“ oder „Die purpurnen Flüsse“ – allen voran deren Fortsetzungen – schließt sich dürftige Alibihandlung um krachigen Budenzauber. Meist mit Erfolg. Die Formel ´Stil über Inhalt´ überschattet auch das jüngste Projekt des einstigen Kinoästheten, die Western-Actionkomödie „Bandidas“.
Wie mittlerweile üblich, überlässt Besson, gewohntermaßen auch als Produzent tätig, die Regie dem Nachwuchs. Hier sind es die Norweger Joachim Roenning und Espen Sandberg, deren Qualifikation als Werbefilmer die Berufung zum Kino ermöglichte. Und wie gewohnt entspricht die Direktion dem Standard der Massenunterhaltung. Rein formal gibt es ohnehin kaum Unterschiede zwischen den Projekten Bessons. Neulinge im Regiefach, anspruchslose Unterhaltung und eine namhafte Besetzung. Die fällt mit Salma Hayek („Frida“) und Penélope Cruz („Sahara“) einmal mehr exotisch aus. Das Konzept entspricht der in jüngerer Vergangenheit wiederholt vollzogenen Verpflichtung Jet Lis („Unleashed“). Fokussiert wird ein vorwiegend männliches Publikum. Statt flinker Fäuste wird der optische Mehrwert diesmal durch weibliche Reize generiert.
Die Oberweiten der Hauptdarstellerinnen füllen denn auch brav Dekolletes und Handlungslöcher. Als Bankräuber wider Willen sagen die rassigen Schönheiten durchtriebenen Schurken den Kampf an. Bösewicht Jackson (Dwight Yoakam, „Panic Room“) raubt armen mexikanischen Bauern Land und Leben. Weil auch die Väter von Maria (Cruz) und Sara (Hayek) den Tod finden, holen die unerwartet verwaisten Senoritas zum Gegenschlag aus. Von Veteran Bill Buck (Sam Shepard, „Black Hawk Down“) einem Crashkurs im Dasein als Desperado unterzogen, überfällt das gesetzlose Duo fortan Filialen jener Bank, in deren Auftrag Jackson Ländereien zum Ausbau des Eisenbahnnetzes „erschließt“. Der wachsende Erfolg ruft den tollpatschigen Ermittler Quentin (Steve Zahn, „Happy, Texas“) auf den Plan.
Die situationskomische Abenteuer-Burleske ist kompetent gemacht und charmant besetzt, im Gegenzug aber überraschungsarm und arg vorhersehbar. Familiärem Identitätsverlust und Erhalt des handwerklichen Rüstzeugs folgt Patriotismus, Heldentum und die finale Konfrontation mit dem schurkischen Drahtzieher. Humor ist wichtiger Bestandteil des Konzepts, bedauerlicherweise verbleibt er meist auf harmlos infantiler Ebene. Davon zeugt neben der mangelnden Bissigkeit vereinzelter Seitenhiebe auf die US-Amerikanische Interventionspolitik vor allem Steve Zahn als biederer Inspektor mit kriminalistischem Genius. Obendrein klaubt der Plot von „Cat Ballou“ bis „Die Maske des Zorro“ ungeniert sämtliche Elemente schlagkräftiger Frauencharaktere im Abenteuer- und Westerngenre zusammen. Immerhin kaschiert die Spielfreude der Aktricen die mangelnde Originalität. „Bandidas“ kann Spaß machen. Nur sollte der Kopf frei vom Ballast lästiger Hirnaktivität verbleiben.
Wertung: (5 / 10)