Ambulance (USA 2022)

„We’re not the bad guys, we’re just the guys trying to get home!“ – Danny

Filme von Michael Bay („Transformers“) sind oft Vergnügen und Ärgernis zugleich. Dabei wird zerstörungsintensiver Action-Kintopp in ein Nichts an Handlung gebettet. Obendrauf gibt es Emotionen. Und Pathos. Was fehlt ist das richtige Maß. Bays bevorzugtes Werkzeug ist eben der Holzhammer. Zufriedenstellend ist das vorrangig für die „Hauptsache es kracht“-Fraktion. An genau die richtet sich auch „Ambulance“, das US-Remake des dänischen Thrillers „Ambulancen“ (2005).

In dem ringt Ex-Soldat Will Sharp (Yahia Abdul-Mateen II, „Candyman“) um die Übernahme der horrenden Behandlungskosten seiner krebskranken Frau (Moses Ingram, „Das Damengambit“). Als die Hoffnung schwindet, wendet er sich an seinen Bruder Danny (Jake Gyllenhaal, „Southpaw“), dessen Vater, ein berüchtigter Gangster, Will einst adoptierte. Ehe er sich versieht, ist Will Komplize eines von Danny geplanten Bankraubs. Allerdings wartet das Team von Sonderermittler Monroe (Garret Dillahunt, „Widows“) bereits vor dem Gebäude. Zur Eskalation trägt auch Jungpolizist Zach (Jackson White, „Mrs. Fletcher“) bei, der unerwartet in den Coup platzt und prompt angeschossen wird.

Der ihn vom Tatort abtransportierende Krankenwagen, in dem die toughe Cam (Eiza González, „Godzilla vs. Kong“) Dienst schiebt, wird von Will und Danny als Fluchtfahrzeug gekapert. Während Will mit Bleifuß durch Los Angeles braust und Danny mit Latino-Pate Papi (A Martinez, „Longmire“) Pläne schmiedet, das ihnen im Nacken sitzende Polizeigeschwader abzuschütteln, versucht Cam das Leben des schwer verletzten Zach zu retten. Dass dabei reichlich Adrenalin ausgeschüttet wird, liegt in der Natur der Bay’schen Inszenierung. Die ist einmal mehr von steter Übertreibung geprägt, sei es hinsichtlich der eng an Gebäudefassaden oder verunfallenden Autos vorbeisausenden Drohnenkamera, der von jedem Realismus befreiten Action oder der überhöhten Ausgestaltung der Nebenfiguren (siehe den Birkenstock-Bankräuber). 

Dass „Ambulance“ purem Blockbuster-Nonsens entspricht, sollte bereits auf Basis der an „Speed“ (1994) und der Videospielreihe „GTA“ angelehnten Prämisse glasklar auf der Hand liegen. Allerdings ist das beileibe kein gemeingültiger Qualitätsindikator. So muss Bay auch diesmal zugutegehalten werden, dass er im Rausch der geschwinden Bilder ein ums andere Mal vergessen lässt, wie mittelprächtig der Plot aus diversen Quellen zusammengelötet wurde. Das offensichtliche ABER liegt in der Inkohärenz des Krawall-Potpourris, das zwischen partiell blutigen Entgleisungen (das Gefecht vor der Bank kommt nicht ohne „Heat“-Anlehnung aus), kontrastierenden Humoranflügen und überzogenem menschlichem Drama keine Balance findet.  

Das gilt vor allem für das nie glaubwürdige Bruderverhältnis von Abdul-Mateen und Gyllenhaal, dessen zunehmende moralische Entfremdung streng formelhaft verläuft. Ganz zu schweigen von der zwar notwendigen, darüber aber nicht weniger behaupteten Vertrauensbasis zwischen Will und Cam. So bleibt es bei rasanter wie mitunter unübersichtlich montierter Auto-Action, einer von Zufälligkeiten gesäumten Story – es gibt keinen Grund, warum der homosexuelle FBI-Agent Clark (Keir O’Donnell, „The Dry“) eine gemeinsame Vergangenheit mit Danny teilt – und einer soliden Schauspielriege; der Hauptcast wird u. a. durch Olivia Stambouliah („Die Chaosfamilie“), Jesse Garcia („Narcos: Mexico“) und Jose Pablo Cantillo („The Walking Dead“) flankiert. Obendrein zitiert sich Bay mit Verweisen auf „Bad Boys“ (1995) und „The Rock“ (1996) gleich selbst. Auch das passt ins Gesamtbild eines betont lauten Films, bei dem eigentlich nichts so recht zusammenpasst.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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