6 Underground (USA 2019)

In Sachen Serien-Produktionen bleibt Netflix das Maß aller Dinge. Bei den eigenproduzierten Filmen sieht es hingegen anders aus. Bisweilen erschreckend anders. Nicht selten drängt sich der Verdacht auf, der Streaming-Riese kaufe einfach die Verwertungsrechte all jener Skripte auf, die von den großen Produktionsschmieden aus kommerziellem Kalkül (und begründetem Desinteresse) abgelehnt werden. Ein Beispiel von schier erhellender Klarheit ist „6 Underground“, ein Streifen, der aufgrund der Namen von Regisseur und Hauptdarsteller klingt wie der Inbegriff einer sicheren Bank. Doch was Destruktions-Papst Michael Bay („Transformers“) und Action-Star Ryan Reynolds („Deadpool“) abliefern, ist kaum mehr als ein hochglänzender Haufen Hollywood-Dung.

Dieser fußt auf der Einmischung von sechs identitätslosen Individuen, die durchtriebene Zeitgenossen, vorzugsweise Despoten und Tyrannen, zur Strecke bringen. Nicht staatlich legitimiert, sondern nach eigenem Gusto. Die moralische Fragwürdigkeit dieser Prämisse, nicht allein in der Ära von US-Präsident Donald Trump, sprengt fraglos den Rahmen jeder Filmkritik. Belassen wir es daher beim schnöden Verweis darauf, dass das Drehbuch von Paul Wernick und Rhett Reese („Zombieland“, „Deadpool“) seine ideologischen Zwiespalte lapidar mit stilisierten Blutbädern und aufgesetzter Coolness zu kaschieren versucht. Das zielt zweifelsfrei auf eine gewisse Kurzweil ab, die aber nur für diejenigen relevant erscheint, die bereit sind, ihr Hirn zugunsten hektisch montierter Bilderfluten auf ein Mindestmaß geistiger Anstrengung herabzustufen. Oder mit anderen Worten: „6 Underground“ ist ein ausgesprochen dummer Film.

Die erforderlichen Finanzmittel für die selbstauferlegten, ganze Staatsgefüge destabilisierenden Himmelfahrtskommandos bringt ein exzentrischer Tech-Milliardär (Reynolds) ein, der sich selbst zur Untermauerung des Inkognito-Gebots „Eins“ nennt. Er dient dem halben Dutzend „Gespenster“ – oder besser Polit-Vigilanten – als Anführer. Neben ihm bilden Spionin Zwei (Mélanie Laurent, „Inglourious Basterds“), Auftragskiller Drei (Manuel Garcia-Rulfo, „Die glorreichen Sieben“), Extremsportler Vier (Ben Hardy, „Bohemian Rhapsody“), Ärztin Fünf (Adria Arjona, „Pacific Rim: Uprising“) und – nach dem Tod eines Gefährten (Dave Franco, „Now You See Me“) frisch rekrutiert – Armee-Scharfschütze Sieben (Corey Hawkins, „Straight Outta Compton“) die schlagkräftige Freischärler-Eingreiftruppe.

Und so schießen, sprengen und kalauern sich die militanten Weltverbesserer durch ein Nichts an Handlung, um Rovach Alimov (Lior Raz, „Fauda“), den autokratischen Herrscher eines fiktiven Unrechtsstaates, zu eliminieren. Um den Coup d’état umzusetzen und Alimovs liberalen Bruder Murat (Payman Maadi, „13 Hours“) an die Macht zu putschen, werden beliebte Urlaubsziele wie Florenz und Hongkong in Kriegsgebiete verwandelt. Das Sinnbild der Sozial-Gespenster fügt sich dabei unfreiwillig ins diffuse Gesamtbild. Denn der mit viel Aufwand und noch mehr blutigem Getöse aufgezogene Blockbuster geht massiv auf den Geist; durch dauernde Produktplatzierung, monotone Action-Exzesse mit ausgestellt comichafter Menschenverachtung und die ideologisch verwerfliche Glorifizierung von Selbstjustiz. Selbst unbedachte Kollateralschäden bleiben stets dem hehren Ziel unterworfen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Mehr Michael Bay erscheint unter dem Strich kaum möglich – im Guten wie im Schlechten. Hier allerdings regiert eindeutig das Schlechte.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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