96 Hours (F/GB/USA 2008)

96-hours„I don’t know who you are. I don’t know what you want. If you are looking for ransom, I can tell you I don’t have money. But what I do have are a very particular set of skills. Skills I have acquired over a very long career. Skills that make me a nightmare for people like you. If you let my daughter go now, that’ll be the end of it. I will not look for you, I will not pursue you. But if you don’t, I will look for you, I will find you – and I will kill you.” – Kein Mann leerer Worte: Bryan Mills

Väter haben recht, wenn sie sich in Sorge um ihre minderjährigen Töchter zerreißen und Ambitionen vorzeitiger Unabhängigkeit mit gebotener Strenge unterbinden. Besonderen Gehorsam sollte man dabei denjenigen Familienpatriarchen zollen, deren Erfahrungsschätze um die Gefahren des Alltags aus langjährigen Anstellungen im staatlichen Geheimdienst resultieren. Bryan Mills ist ein solcher Mann und seine Skepsis selbstverständlich angebracht, Teenagertochter Kim (Maggie Grace, „Lost“) mit einer Freundin allein zu einem Trip nach Paris aufbrechen zu lassen.

Denn gleich nach der Ankunft werden die Mädchen von albanischen Menschenhändlern verschleppt. Kim kann ihren Vater per Handy noch von der Entführung in Kenntnis setzen und gar physische Auffälligkeiten der Täter übermitteln, bevor der Kontakt jäh abbricht. Nur Stunden später ist Mills in der Seine-Metropole angekommen und mordet sich erbarmungslos durch die Reihen der Hintermänner. Was Produzent und Autor Luc Besson („Das fünfte Element“) mit „96 Hours“ präsentiert, ist ein klassischer Exploiter nach Bauart des B-Films. Ohne Sinn, ohne Verstand, dafür einer satten Portion reaktionärer Gewaltlegitimation.

Und tatsächlich zuckt die Ein-Mann-Armee, bei aller Stoik betont menschlich verkörpert von Liam Neeson („Schindlers Liste“), nicht mit der Wimper, um über Folter und Vernichtung ans Ziel zu gelangen. „Ghetto Gangz“-Regisseur Pierre Morel deklariert die Geschichte zur logikfreien Zone, ohne jeden Humor, dafür mit brachialen Brutalitäten. Anfang und Ende hingegen sind fast unerträglich kitschig geraten, wie eine triviale Endlossoap angefüllt mit Upper Class-Extravaganzen und dramaturgischem Weichzeichner. Natürlich lebt Mills geschieden, nur taugen die Ex (Famke Janssen, „X-Men“) und ihr stinkreicher Neuer zu kaum mehr als flüchtigem Beiwerk im aufziehenden Rachesturm.

Bessons Drehbücher werden immer absurder. Nach „Die purpurnen Flüsse 2“ und „Transporter 3“ setzt „96 Hours“ locker neue Maßstäbe im publikumswirksam aufbereiteten Edel-Trash-Ressort des Franzosen. Das Tempo bleibt angezogen, wenn der grenzdebile Plot auch nicht zum Action-Overkill taugt. Die Schändungen, die ruppigen Eliminierungen der Gegner mit gezielten Schlägen und Tritten werden rasch abgehandelt, gestorben wird fast beiläufig. Was zählt ist die Mission, nicht der Mensch. Vor allem nicht der ihm im Wege stehende Abschaum. Spaß kann dieser selten blöde Böller zweifelsfrei machen, allein schon der trockenen Ernsthaftigkeit wegen. Großes Kino sieht jedoch definitiv anders aus.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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