Bryan Mills tötet wieder für das Wohl seiner Familie. 2009 startete der Ex-Regierungsagent einen unerbittlichen Feldzug durch Paris, um seine Tochter aus den Klauen brutaler Mädchenhändler zu befreien. Mord und Folter waren durch den hehren Zweck legitimiert. Aber auch die Opfer haben Familie. In der Fortsetzung zum Überraschungserfolg „Taken“ (in Deutschland „96 Hours“ betitelt) wird Mills durch einen rachsüchtigen Vater von der Vergangenheit eingeholt. Die Chance, die Klischees des Erstlings durch den persönlichen Hintergrund der im Actionfach naturgemäß recht gesichtslosen Schurken zu durchbrechen, wird jedoch leichtfertig vertan.
Produzent Luc Besson („Leon – Der Profi“), einst gefeierter Filmemacher, hat mit seinem angestammten Autorenpartner Robert Mark Kamen wieder ein Drehbuch vorgelegt, das sich in Sachen Inhaltsleere und dramaturgischer Dünnbrettbohrerei kein Stück vor typischen US-Produktionen zu verstecken braucht. Gleiches gilt übrigens auch für die Regie Olivier Megatons, der für Bessons EuropaCorp. bereits „Transporter 3“ und „Colombiana“ drehte. Er inszeniert die Geschichte auch im zweiten Anlauf als stumpfen Gewaltmarathon mit geradewegs lachhaft naiver Emotionalisierung.
Die erzählerische Klammer zeigt Mills, wieder markant gespielt von Liam Neeson („The Grey“), als sorgenvollen Vater, der Töchterchen Kim (Maggie Grace, „Lockout“) davor bewahren will, zum wiederholten Male durch die Fahrprüfung zu rasseln. Nur hat die plötzlich einen Freund, was der strenge Schlagetot natürlich gar nicht gut heißen kann. Dafür bessert sich das Verhältnis zu Ex-Frau Lenore (Famke Janssen, „The Faculty“), die sich auch von ihrem neuen Mann getrennt hat. Ein Auftrag als Personenschützer führt Mills nach Istanbul, wohin er Kim und Lenore einlädt.
Unbeschwertem Ausspannen steht aber Murad Krasniqi (Rade Serbedzija, „Snatch“) im Wege, Vater jenes von Mills im Vorgänger mit Hausstrom zu Tode gefolterten Unholds. Der albanische Verbrecher lässt Mills und Lenore verschleppen, was nicht ohne Gegenwehr und im „Bourne“-Stil gestalteter Action in Wackel-Optik vonstatten geht. So ist es erst an der verängstigten Kim, den wehrhaften Herrn Papa nach einer Schnitzeljagd durch halb Istanbul mit einer Waffe zu versorgen. Was folgt sind wüste Verfolgungsjagden durch enge Gassen und brutaler (wenn auch weniger zynischer) Gewalteinsatz, bei dem es nach Mills Flucht gilt, die verwundete Lenore aus den Händen Krasniqis zu befreien.
Schnörkellos ist das sicher, aber auch haltlos übertrieben und akut klischeeversetzt. Das zeigt sich vor allem im Finale, wenn Mills seinem Gegenüber die Option gewährt, die Blutfehde ohne weiteres Morden zu beenden. Aber die Chance, typische Filmschurken mit einem Hauch von Ambivalenz zu versehen, lassen sowohl der rachsüchtige Bösewicht als auch das Duo Besson/Kamen verstreichen. „Taken 2“ bleibt damit eine typische Besson-Produktion, bei der rasant und packend gestalteter Handgreiflichkeiten blasse Figuren am Rand der Selbstparodie gegenüberstehen. Nichts Neues also an der Actionfront. Aber wer würde das Publikum im Angesicht eines sicheren Kassenerfolges schon überfordern wollen?
Wertung: (5 / 10)