Montagskonzerte können anstrengend sein. Der erste Arbeitstag nach dem (meist verdienten) Wochenende ist absolviert und eigentlich will man zwecks Alltagsausblendung nur auf die Couch. Sich nach draußen zu bewegen, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt zu fahren und sich von Live-Musik berieseln zu lassen, ist dabei eine meist nur bedingt reizvolle Option. Außer natürlich es spielen Bands wie VERSUS YOU! Die sympathischen Luxemburger Melo-Punks mögen nicht zur vordersten Speerspitze des Genres zählen, gesteigertes Hitpotenzial und enervierende Bühnendarbietungen sind ihnen dennoch in keinster Weise abzusprechen.
So wurde die Couch gegen den Bussitz und das heimische Wohnzimmer gegen das Düsseldorfer Tube getauscht. Ein – so viel sei vorab verraten – lohnendes Geschäft. Bis diese vorprogrammierte Einsicht manifestiert war, hatte auch die lokale Vorband MY OWN SENSE ihren halbstündigen Gig beendet. Die bot soliden Tiefton-Rock mit weiblicher Frontstimme und einigen Gitarrenquerelen. Die allerdings wurden von der Sängerin beständig beiseite gegrinst. Viel hängen blieb unterm Strich nicht. Zugute halten muss man den Lokalmatadoren allerdings, dass ihre Anhängerschaft das mit rund 25 Zuschauern zufriedenstellend bestückte Tube vor der kleinen Bühne recht ordentlich füllte.
Mit GOODBYE FAIRGROUND folgte anschließend die Verifizierung etwaiger Vorschusslorbeeren. Die Jungs und das Mädel aus Münster, Essen und Mülheim werden häufig als deutsche Antwort auf AGAINST ME! und THE GASLIGHT ANTHEM umschrieben. Das kann man erst einmal so stehen lassen, die Einflüsse gehen über die pure Stilabwandlung aber doch ein gutes Stück hinaus. Erdiger Rock trifft Punk trifft Post-Hardcore. Live machte das eine Menge her, was sich in Stücken wie „Western Gold“ beständig widerspiegelte. Spielfreude und Energieleistung wirkten grundlegend ansteckend, brachten die überschaubare Meute aber kaum in Bewegung. Es blieb eben ein Montagabend.
Als VERSUS YOU begannen, hatte ein Teil des Publikums bereits den Heimweg angetreten. An der Leistung des Headliners lag es nicht. Neben einigen Stücken des brandneuen Albums „Moving On“ – los ging es mit den ersten drei Nummern (in Reihe und am Stück), es folgten u.a. „Be Better Than Me“ und „Kitchen-Sink Drama“– wurden auch bewährte Hits wie „The Mad Ones“, „The Day I Came to Town“ oder „Patient Patient“ geschmettert. Das Tempo war hoch, der Sound durchwachsen. Am Spaßgehalt änderte das erfreulich wenig, woran auch die Ansagen und der Drang ihren Anteil hatten, möglichst viele Songs in die einstündige Bühnenzeit zu pressen. So mag man gegen Montage sagen was man will, dieser Wochenstart darf trotz widriger Vorzeichen als äußerst gelungen erachtet werden!