„I just live in the moment because I’m scared of the future and bored of my past. I don’t care about how things were. They’re all gone. They just survive in these songs.“ – ‚Rocinante‘
Bloß gut, dass man im Punk nicht ständig im Gespräch bleiben muss. Unter dieser Prämisse hätten es GOODBYE FAIRGROUND vom Fleck weg schwer gehabt. Drei Alben (und eine EP) in acht Jahren künden zwar nicht von akuter Zurückhaltung, widerstreben aber doch dem Drang permanenter Präsenz am Nabel der öffentlichen Aufmerksamkeit. Selbst wenn sich diese eher auf Kellerclubs und schummrige Bars beschränkt. Hinzu kommen Auflösungserscheinungen. Von den ursprünglich sechs Bandmitgliedern waren plötzlich nur noch drei übrig. Aber was soll man machen? Wenn Aufhören keine Option ist, rekrutiert man eben neue Mitstreiter und weiter geht die Reise.
Daraus entstand „I Don’t Belong Here Anymore”. Auch auf dem hängen die Vergleiche mit AGAINST ME! und THE GASLIGHT ANTHEM beständig über den Songs. Gestört haben sie nie. Sie wirkten eher wie ein Kompliment dafür, dass auch Nordrhein-Westfalen nach amerikanischem Hinterland klingen kann. Eine gewisse Emanzipation ist auf dem neuen Werk trotzdem zu erkennen. Mehr im Detail als im großen Ganzen, aber bisweilen doch unverkennbar. Das bezieht sich meist auf flirrende Gitarren, die stellenweise vom Indie und Punk abweichen und in sphärische Gefilde mit Post-Präfix vordringen. Etwa beim Opener „The Egyptian Plover“ oder „MacGuffin“.
Auf die bewährten Schubladen braucht man trotzdem nicht zu verzichten. Denn GOODBYE FAIRGROUND klingen fraglos immer noch nach dem, was sie über die Jahre ausgemacht hat. Nur die Gewichtung hat sich verändert. „I Don’t Belong Here Anymore“ wirkt bisweilen wie die Kombination der zurückhaltenden „We’ve Come a Long Way“-EP und dem nach vorn gehenden zweiten Langspieler „I Started With the Best Intentions“. Gute Beispiele für das packende Nebeneinander von Innehalten und Vorschub sind „Wilhelm II“, „Victims of the Third World War“, „Rocinante“ oder der Titeltrack. Für zusätzliche Abwechslung sorgen das rockig rollende „Don’t Waste Your Time On Me“ oder der balladesk-melancholische Rausschmeißer „Fruit Flies“. Die Kellerclubs und schummrigen Bars sollten sich besser auf gesteigerte Aufmerksamkeit einstellen.
Wertung: (8 / 10)