„Bleed us a king!“
Es ist ein wenig still geworden um Rob Zombie. Nachdem er sich mit „House of 1000 Corpses“ und der Fortsetzung „The Devil’s Rejects“ als stilsichere Hoffnung im Horror-Metier empfohlen hatte, entzauberte er in zwei mäßigen Filmen den Mythos von John Carpenters Meilenstein „Halloween“. Daneben präsentierte er die durchwachsene Trick-Groteske „El Superbeasto“ und konzentrierte sich wieder stärker auf die Musik. Die spielt auch in seiner jüngsten Regie-Arbeit „The Lords of Salem“ eine zentrale Bedeutung und wird für Gattin Sheri Moon zur Pforte ins Grauen.
Moon, die in fast allen Werken ihres Gemahls mitwirkte, spielt Radiomoderatorin Heidi. Mit ihren Kollegen Whitey (Jeffrey Daniel Phillips, „Halloween II“) und Jackson (Ken Foree, „Zombie – Dawn of the Dead“) bildet sie ein beliebtes Enfant terrible der Rock- und Metal-Szene im Großraum Boston. Ihre Heimatstadt Salem war Jahrhunderte zuvor umtriebiger Tummelplatz für Hexen und Satanisten, was Margaret Morgan (Meg Foster, „Sie leben!“) und ihre okkulten Gespielinnen die Verbrennung durch die Inquisition einbrachte. Aus dem teuflischen Treiben der Vergangenheit macht Zombie keinen Hehl und zeigt schon zu Beginn eine Teufelsparty mit viel (faltiger) nackter Haut.
Visuell ist das erhaben durchkomponiert und mit suggestivem Chic versehen, der an die psychedelischen Grusel-Klassiker der Hippie-Ära (allen voran „The Wicker Man“) erinnert. In die Gegenwart übertragen wird dieser Eindruck auch durch die Äußerlichkeit der gewohnt sehenswerten Sheri Moon, die mit Dreadlocks und Schlaghose wirkt wie in der Zeit stehengeblieben. Für ihre ehemals drogenabhängige Rock-Queen beginnt der Alptraum, als sie eine Schallplatte in einer Holzbox erhält. Die darauf enthaltene Musik lässt sie in unheimlicher Vision am vergangenen Treiben erwähnter Hexen teilhaben.
Zombie lässt sich für die Ankurbelung seines Retro-Horrors viel Zeit und streut willkommene Gastauftritte von Genre-Größen wie Sid Haig („Foxy Brown“), Michael Berryman („Hügel der blutigen Augen“) und Maria Conchita Alonso („Running Man“) ein. Dazu wirft er einige Fragen auf. Was hat es mit dem Appartement am Ende von Heidis Flur auf sich, dessen Tür für stimmige „The Shining“-Momente sorgt? Und welche Absicht verfolgen Vermieterin Lacy (Judy Geeson, „Doomwatch“) und ihre aufdringlichen Freundinnen Dee Wallace („Critters“) und Patricia Quinn („The Rocky Horror Picture Show“)?
Antworten verheißt Salem-Experte Francis Matthias (Bruce Davison, „Willard“), dessen Bemühungen jedoch auf eine unheimliche Macht schließen lassen, die es speziell auf Heidi abgesehen hat. Das Ganze, übrigens von „Paranormal Activity“-Erfinder Oren Peli produziert, wirkt unter Dreingabe eines lokalen Fluchs nicht allein zäh überdehnt, sondern im finalen Auskommen auch früh erahnbar. Ironisch verzerrt wirkt aus Sicht des eingefleischten Düster-Metallers Zombie dabei die Teufels-Musik als Medium des Grauens. Trotz einer gewissen Ereignisarmut bleibt sein hübsch altmodischer und gut besetzter Okkult-Grusler aber kaum mehr als willkommenes Kontrastprogramm zu Hollywoods üblichem Horror-Einerlei.
Wertung: (6 / 10)