„It’s always the sad songs that make me happy.“ – ‘Johnny Tick Tock‘
Von allem ein bisschen mehr. Diese Zielformulierung vieler Musiker vor der Produktion eines neuen Albums wird von 13 CROWES mit einem gehörigen Plus an Leidenschaft erfüllt. Mehr Schwermut, mehr melodische Vielseitigkeit, aber auch mehr Energie und Überraschungspotential. Nicht, dass es den vorangegangenen Veröffentlichungen der Schotten an Inbrunst (oder Qualität) gemangelt hätte. Aber „Solway Star“, zweiter Langspieler des Quartetts, muss einfach als dessen bisheriges Glanzstück bezeichnet werden.
An der Basis werden wieder packend Folk und Punk verquickt. Der Charakter der Platte wird in dieser simplen Raffung allerdings nur unzureichend widergespiegelt. Denn „Solway Star“ bietet eine begeisternde Bandbreite an Emotionen und stilistischen Ergänzungen. Der Auftakt „Gypsie Queen“ gibt sich reduziert, mit verhaltener Instrumentierung und entrückter Stimme. Am zutiefst melancholischen Tenor rüttelt erst der finale Ausbruch. Bereits das lässt erahnen, wie viel breiter 13 CROWES ihre Musik über die Dauer der zehn neuen Stücke aufstellen.
Doch nicht allein im Zusammenwirken der Instrumente offenbart sich die Entwicklung der Band. Auch der Gesang wirkt gereift, strahlt einerseits größere Verletzlichkeit aus und entpuppt sich andererseits als kraftstrotzendes Reibeisen; irgendwo zwischen Bruce Springsteen und Joe Cocker. In ihrer relativen Zerrissenheit tragen die Vocals zu einem Gutteil zur konstanten Atmosphäre des Albums bei – und sorgen mit packenden Refrains, u. a. beim Titel-Track, „A75“, „Jimmy Tick Tock“, dem von Mundharmonika veredelten „Dying Breed“, „We Broke the Rocks“ oder „DG12“ obendrein für ein nachhaltiges Mehr an Wohlgefühl. Danke dafür.
Wertung: (8 / 10)