Tigerkralle (USA/CDN 1992)

tigerkrallemerhiIn den Neunzigern war die Welt noch in Ordnung. Zumindest im B-Actionsegment, das eine großzügige (Semi-)Starriege in beständig gleich gearteten Alibiplots in Keilereien und Schusswechsel verstrickte. Recht weit vorn mit dabei war Kampfkünstlerin Cynthia Rothrock („Martial Law“), die erst in Hong Kong und dann auch Amerika Fuß fasste. Auf dem Zenit ihrer Popularität (oder irgendwo drum herum) entstand „Tiger Claws“, oder zu Deutsch „Tigerkralle“, in dem „Bloodsport“-Miesepeter Bolo Yeung in Serienkiller-Manier die Martial Arts-Szene New Yorks aufmischt.

Die Medien taufen den unbehelligt Blut vergießenden Mörder „Death Dealer“ und Bewegung kommt erst in den Fall, als Detective Linda Masterson (Rothrock) darauf schließt, dass der Schuldige selbst ein Kampfkunstspezi sein muss. So wird sie mit dem Fall betraut und bekommt Tarek Richards (auch für Produktion und Fight-Koordination zuständig: Jalal Merhi, „TC 2000“) an die Seite gestellt, der wie sie gern über die Stränge und Gegnern in die Visage schlägt. Und weil er als Handschrift des Killers die Tiger-Kampftechnik erkennt, ist die erste Spur nicht weit.

So richtig voran kommen die Ermittlungen jedoch nicht und damit der Zuschauer bei der Stange gehalten wird, müssen ausreichend Gründe für handfeste Keilereien gefunden werden. Mächtig aufregend sind die soliden Choreographien allerdings nicht geraten. Der Merhis Schlagetot vorstellende Schusswechsel ist inszenatorisch gar kaum auf der Höhe der damaligen Standards und mehr unfreiwillig amüsant denn spektakulär. Zusätzliche Längen schleichen sich im Mittelteil ein, wenn Tarek einen nicht-öffentlichen Trainingszirkel (mit unter einer Brille schier perfekt getarntem Bolo Yeung!) infiltriert und sich selbst in der Tiger-Technik schulen lässt.

Wonnig wird es immer dann, wenn Brecher Bolo, der Mann mit dem Kreuz wie ein Baukran, zur Tat schreitet. Er und Rothrock reißen es raus, während Merhis Darbietung doch eher auf affektiertem Boden gedeiht. So geht es in Kelly Makins („Kids in the Hall: Brain Candy“) Filmdebüt etwas actionarm, aber doch ganz unterhaltsam zu und mündet in einen Showdown zwischen Tarek und Bolos Killer Chong in einem Lagerhaus voller leerer Kartons. Der Schluss hat Dampf, ein früherer Tritt aufs Gaspedal hätte aber sicher nicht geschadet. So bleibt es bei ´Guilty Pleasure´ für die anspruchsresistente Fan-Basis und einem Titel, der noch immer über passables Gewicht verfügt. Wo das herrührt, bleibt allerdings nicht durchweg nachvollziehbar.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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