Sucker Punch (USA/CDN 2011)

sucker-punchMit den Comicverfilmungen „300“ und „Watchmen“ hat sich Zack Snyder den Ruf eines Visionärs erarbeitet. Seine optisch bombastischen Werke lassen unter surrealer Einbringung modernster Computertechnik abgründige Fantasiewelten Wirklichkeit werden. Das ist auch bei seiner Eigenkreation „Sucker Punch“ nicht anders, einem wiederum bildgewaltigen Actionfilm, der Jugend-Drama und Macho-Märchen unter dem Schleier hyperkinetischer Videospiel-Ästhetik vereint. Allerdings, und da liegt der Haken, ist der Plot lediglich eine schwache Entschuldigung für perfekt durchgestylte Grotesk-Bilder.

Das offenbart noch nicht der furios erzählte Auftakt, der beinahe wortlos im Stile eines Musikvideos die Vorgeschichte der jungen Baby Doll (Emily Browning, „Lemony Snicket“) offenbart. Die wird nach dem Tod der Mutter vom durchtriebenen Stiefvater misshandelt und neben dem Erbe auch ihrer Schwester beraubt. Der gewaltsame Übergriff auf den Haustyrannen gipfelt in ihre Einweisung ins Lennox House, eine vom schmierigen Blue (Oscar Isaac, „Robin Hood“) und der anti-mütterlichen Madam Gorski (Carla Gugino, „Sin City“) geleitete Klapsmühle, die dem Vorhof zur Hölle näher kommt als der originären Bestimmung einer Heilanstalt.

Hinter der psychotherapeutischen Fassade klafft ein Moloch aus Prostitution und Tanztheater, in dem die Gelüste einflussreicher Geschäftsmänner von knapp bekleideten Mädchen befriedigt werden. Als neue Sensation entpuppt sich Baby Doll, die mit ihrem Tanztalent jeden Zuschauer unweigerlich in eine Art Trancezustand versetzt. Sie selbst und ihre Gefährtinnen, die Schwestern Sweet Pea (Abbie Cornish, „Ein gutes Jahr“) und Rocket (Jena Malone, „Donnie Darko“) sowie Blondie (Vanessa Hudgens, „High School Musical“) und Amber (Jamie Chung, „Dragonball Evolution“), hingegen werden in ihre eigentümlichen Fantasiewelten katapultiert, wo sie mit schwerer Bewaffnung Zombie-Soldaten, Killerrobotern und riesenhaften Samurai-Kriegern zuleibe rücken müssen.

Gemeinsam wagen die fünf Schicksalsgenossinnen die Flucht. Für die aber benötigen sie fünf Gegenstände, die während den hypnotischen Tanzeinlagen Baby Dolls von den anderen beschafft werden wollen. Nur resultieren aus diesen in Form der ermüdenden Baller-Missionen in retrofuturistischem Düsterlook weder dramaturgische Tiefe noch Spannung. Der Stil dominiert den Film, die Handlung wirkt eher wie ein zwanghafter Ballast. Daran ändert auch die Mitwirkung von „Mad Men“-Star Jon Hamm und Scott Glenn („W.“) als Fantasie-Mentor in „Kung Fu“-Manier wenig. So bleibt „Sucker Punch“ ein visuell rauschhaftes, im Innern trotz guter Darstellerleistungen und weitschweifender Überzeichnung jedoch überraschend seelenloses Breitwanderlebnis.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

 

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