Suburban Mayhem (AUS 2006)

suburban-mayhem„There are some things in life you just can’t control. The weather, wild animals, hiccups and Katrina.” – Rusty

Warum sollte ein 19-jähriges Mädchen den eigenen Vater ermorden? Die Öffentlichkeit rätselt. Der Zuschauer nicht. Er bekommt die Geschichte brühwarm serviert. Dazu bedient sich Regisseur Paul Goldman („The Night We Called It a Day“) der Vermischung von rückblickenden Spielszenen und nachfolgenden Interviewschnipseln. An der Schnittstelle von Vorort-Tragödie und Talking Heads-Dokumentation erzielt der australische Independent-Film „Suburban Mayhem“ so mit minimalem Aufwand große Wirkung.

John Skinner (Robert Morgan, „The Proposition“) ist tot. Bei seiner Aufbahrung bricht Tochter Katrina (Emily Barclay, „Als das Meer verschwand”) am Sarg in lautstarkes Schluchzen aus. Andere Teilnehmer der Zeremonie wenden sich angewidert ab. Momente zuvor spielte die junge Frau noch vergnügt mit ihrem Mobiltelefon. Die Skinners sind eine dysfunktionale Familie aus guten Verhältnissen. Die Mutter ist tot, der Vater treu sorgend, aber resignierend und die Kinder verdorben. Katrinas Bruder Danny (Laurence Breuls, „Ghost Rider“) verbüßt eine lebenslange Haftstrafe, weil er bei einem Raubüberfall den vorlauten Kassierer mit einem Schwert erschlug.

Für sie bricht eine Welt zusammen, war Danny doch stets ihr großes Vorbild. Mit dem nötigen Geld, so glaubt sie, könnte Katrina den besten Anwalt engagieren und das Verfahren neu aufrollen. Da sie selbst keiner Arbeit nachgeht, bliebe nur der Papa. Doch John denkt nicht daran seine Tochter weiterhin zu unterstützen. Ihr Baby ja, aber nicht sie. Ihr Freund Rusty, nicht einmal der Vater des Kindes, ist mit der Situation überfordert. Während er sich um ein normales Leben bemüht, streift Katrina durch die Gegend, nimmt Drogen, klaut oder lässt sich von jedem dahergelaufenen Typen vögeln. Sie ist eine White Trash-Schlampe ohne Zukunft. Doch so wenig Skrupel sie auch zeigt, dumm ist das manipulative Miststück nicht.

Mosaikartig setzt sich das Bild des gesellschaftlichen Abgrunds zusammen. Hinter der kleinbürgerlichen Fassade lauert ein Teufel, der für die Erreichung seiner Ziele über Leichen gehen würde. Katrina macht sich die Männer gefügig und zieht ihre Fäden wie ein Puppenspieler seine Marionetten. Selbst der sie ins Visier nehmende Polizist Andretti (Steve Bastoni, „Matrix Reloaded“) muss anerkennen, dass es ihr bei allen Vergehen nichts nachzuweisen gibt. Das formal ausgefeilt staffierte und mit dröhnendem Punk-Sound unterlegte Drama bleibt in seinem Verlauf recht absehbar. Dank guter Darsteller und einer glaubwürdigen Inszenierung ist die bewusst unkonventionell erzählte und ebenso aufgelöste Charakterstudie aber unbedingt sehenswert.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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