Rebell in Turnschuhen (USA/D 2006)

rebell-in-turnschuhenNach vier Wochen schwarz-rot-goldenem Sport und seinem Geist getragenem Enthusiasmus sollte es ein Sportfilm – jene meist grauenhafte Spielart der Zelluloidverwertung – doch leicht haben mitzureißen. Zu blöd nur, dass es sich bei „Rebell in Turnschuhen“ um einen – Achtung – Gymnastikfilm handelt. Die sind ja nun wirklich selten – und allein das hätte Regisseurin Jessica Bendinger doch ein Anhaltspunkt sein können, dass die Idee einen Film über Barrenturnen vielleicht nicht die allerbeste Idee sein könnte.

Haley (Missy Peregrym, „Catwoman“) lebt nach ihren eigenen Regeln – und die vertragen sich nun mal nicht zwangsläufig mit dem Gesetz. So landet sie schließlich vor Gericht. Dort wird sie vor die Wahl gestellt entweder in den Bau, an eine Militärakademie oder an eine Gymnastikschule zu gehen und dort ihre Schuld der Gesellschaft gegenüber zu begleichen. Wen diese Auswahl wundern mag, dem sei noch auf den Weg gegeben, dass Haley wie der Zufall so spielt eine glorreiche Vergangenheit im Gymnasitikteam der USA hat – jedoch eines Tages vor ihrer großen Chance einfach die Halle verließ, womit ihr gesellschaftlicher Niedergang begann. Natürlich findet sich Haley schnell in der Gymnastikschule von Burt Vickerman (Jeff Bridges, „The Big Lebowski“) wieder – wo sie sich nuerlich dem Grundproblem ihres Lebens stellen muss: die Disziplin, die es braucht, um sich in dieser harten, leistungsorientierten Welt braucht, um dahin zukommen, wohin ihr Talent sie tragen kann.

Ja, „Rebell in Turnschuhen“ ist genau so pathetisch und kitschig. Man mache sich mal den Spaß und stelle eine Liste mit den dämlichsten, hohlsten und abgedroschensten Phrasen zusammen, die man je in Sportfilmen gehört hat, setze sich in diesen Film und hake jeden Satz ab, der in diesen eineinhalb Stunden fällt. Am Ende wird jeder Satz mit einem schmucken Häckchen versehen sein – das kann ich garantieren. Das indiskutable Drehbuch ist jedoch nicht das wirklich tragische an diesem Machwerk. Auch die völlig platten Charaktere, die grauenhafte Regiearbeit oder die miserablen Nebendarsteller sind es nicht.

Aber den Niedergang eines ehemals großen Mannes so aus nächster Nähe miterleben zu müssen, ist schlicht und ergreifend eine Vergewaltigung des Zuschauers. Jeff Bridges war der Dude! Er hat Sätze geprägt, die sich auf ewig in das kollektive Unterbewusste nicht nur einer Generation gebrannt haben werden – und jetzt spielt er einen abgehalfterten Turnlehrer mit Faible für Problemkinder. Tiefer kann His Dudeness wahrlich nicht mehr sinken. „Rebell in Turnschuhen“ ist ein unglaublich schlechter Film, der nicht mal mit den Klischees, die er reißt souverän umgehen kann. Mal wird die wahrlich unglaublich rebellische Haley mit Hip Hop-Insignien versehen, mal macht sie Spagat im Anti-Flag-Shirt. Ein kleines bisschen Kontinuität hätte den Film zwar nicht gerettet, aber vielleicht ein bisschen weniger peinlich gemacht. So bleibt einer der bisherigen Tiefpunkte des Jahres!

Wertung: 3 out of 10 stars (3 / 10)

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