Exorzist: Der Anfang (USA 2004)

exorzist-der-anfangWenn ein wegweisender Horrorfilm bereits zwei misslungene Fortsetzungen erdulden musste, ist dann die Verfilmung der Vorgeschichte des Originals die Lösung? Möglicherweise, doch sucht man auch in der vorliegenden Kinoversion von „Exorzist: Der Anfang“ die Attribute des Erstlings vergebens. Dabei fing alles so hoffnungsvoll an: Warner engagierte „Taxi Driver“-Autor Paul Schrader für das Prequel von William Friedkins Klassiker – und Fans und Kritiker horchten auf. Denn Schrader hat sich auch als Regisseur – u.a. bei „Katzenmenschen“ und „Der Gejagte“ – einen wohlklingenden Namen gemacht.

Allerdings war man bei Warner über das Ergebnis wenig erfreut – zu viel Dramatik, zu wenige Griffe in die Popcorn-taugliche Trickkiste aus Blut und Schocks. Anstatt die Schose jedoch auf die Standarten Hollywoods zu stutzen und einfach Nachdrehs anzuberaumen, verpflichtete man Action-Spezi Renny Harlin („Stirb langsam 2“, „The Long Kiss Goodnight“) – seit „Die Piratenbraut“ eiserner Garant für bittere Flops – für eine komplette Neuinszenierung des Spektakels. In der explodiert zwar nicht an jeder Ecke in gleißendem Blitz das Set, dafür wirkt sein „Exorzist“ wie ein mit Elementen des konventionellen Horrors versetzter Bastard aus „Indiana Jones“ und „Das Omen“.

Der durch die Kriegsgräuel der Nazis vom Glauben abgefallene Priester Merrin (Stellan Skarsgård, „Dogville“) wird 1949 beauftragt, bei der Ausgrabung eines mysteriösen Kirchengebäudes in Kenia nach einem Artefakt zu suchen. Vor Ort muss der in Archäologie gewandte Theologe allerdings feststellen, dass das Böse den Fundort des vermeintlichen Gotteshauses heimsucht. Menschen verhalten sich merkwürdig, Lichter verlöschen wie von Geisterhand, ein Junge wird mitten im Lager von Hyänen zerfleischt. Beinahe zu spät deutet Merrin die Zeichen des gottlosen Ortes – und spürt, dass er den Kampf mit dem Dämon nur durch die Berufung auf seinen Glauben aufnehmen kann.

Die missglückte Schauermär wischt Subtilität bereits zum Auftakt hinweg und ebnet im Gegenzug den Weg für abgestandene Klischees und zeitgemäßen Geisterbahngrusel. Spannung will trotz gelungener Ausstattung und tapfer gegen die eklatanten Schwächen des Drehbuchs ankämpfenden Darstellern – u.a. Izabella Scorupco („Vertical Limit“) und James D’Arcy („Master and Commander“) – nicht aufkommen, zu schablonenhaft und vorhersehbar gestaltet sich der Aufbau der vermeintlichen Handlung. Die hat mit dem Original trotz mancher Querverweise nicht das Geringste zu tun und versagt als filmisches Fundament der bestehenden Trilogie auf ganzer Linie.

Bereits mit „Deep Blue Sea“ sättigte Harlin einen Film mit schwach animierten CGI-Monstrositäten, doch die hier aufgefahrenen Hyänen spotten jeglicher Beschreibung und wirken ebenso unbedarft am Computer erschaffen wie die pixelig aus Körpern sprudelnden Blutfontänen. Durch schlecht getimte Schockmomente und effekthascherische Gore-Einlagen wird versucht, die Handlung voranzutreiben. Seinen unwürdigen Höhepunkt erreicht diese fadenscheinige Entwicklung im finalen Gefecht zwischen britischen Truppen und aufständischen Kenianern. Denn im Verlauf des blutigen Gemetzels gibt es Blut und offenes Fleisch satt – mit der eigentlichen Handlung hat dies allerdings nur noch bedingt zu schaffen.

Dem Titel entsprechend muss am Ende noch der standesgemäße Exorzismus durchexerziert werden. Zwar behält der letztendliche Wirt des hier ungenannten Dämons Pazuzu eine geringfügige Überraschung bereit, doch wärmt das finale Duell zwischen Geist und Geistlichem einzig Max von Sydows stimmungsvollen Clinch mit dem insektennahen Dämon aus dem unerreichtem Original auf. Im Grunde bedauerlich, denn zumindest waren Maskenbildner und Set-Dekorateure ihr Geld wert.

Zu Gesicht bekommen hat Paul Schraders Fassung des Films bislang kaum jemand. Gerüchte unken, sie wäre als Bonus auf der geplanten Special Edition-DVD des unrühmlichen Harlin-Spuks enthalten – die Bewahrheitung dessen blieb Warner bislang allerdings schuldig. Fest steht jedoch eines: Wie auch immer die ursprüngliche Version ausgesehen haben mag, schlechter als ihre hundsmiserable Neukonzeptionierung kann sie unmöglich gewesen sein.

Wertung: 3 out of 10 stars (3 / 10)

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