Der von den Briten kontrollierte Teil Ostafrikas offenbart nach Ende des zweiten Weltkriegs eine byzantinische Kirche in seinem Erdreich. Der Fund lockt den vom Glauben abgefallenen Priester Lankester Merrin (Stellan Skarsgård, „King Arthur“) an die Ausgrabungsstätte. Unterhalb der Tempelanlage entdeckt er eine verborgene Kammer, die von satanischen Ritualen und unheilvollem Glauben kündet. Als britische Truppen zur Sicherung des Areals eintreffen, spitzt sich die ohnehin gespannte Lage zwischen Militär und Einheimischen dramatisch zu. Doch scheint ein böser Geist die Verantwortung für die wachsende Furcht in der Region zu tragen. Während die Lage zu eskalieren droht, forcieren unheimliche Phänomene Merrin, seinen Glauben wiederzuerlangen und sich der dämonischen Kraft entgegenzustellen.
Wem die Handlung von „Dominion: Prequel to the Exorcist” seltsam vertraut erscheint, der irrt nicht. Denn auch der unlängst erschienene „Exorzist – The Beginning“ erzählt die Vorgeschichte zu William Friedkins Horror-Klassiker von 1978. Die Artverwandtschaft beider Filme erklärt sich aus der Unzufriedenheit der Produzenten mit Paul Schraders („Der Gejagte“) „Dominion“, der Urfassung des „Exorzist“-Prologs. Unter der Leitung von Renny Harlin („Cliffhanger“) erfuhr das Projekt bei überarbeitetem Skript eine einschneidende Umstrukturierung. Darsteller wurden ausgetauscht und die Handlung dank aufgeforsteter Schockmomente stark gestrafft. Aus Schraders psychologischem Thriller wurde so Harlins effekthascherische Schauermär.
Mit dem Misserfolg von „Exorzist – The Beginning“ erhielt Paul Schrader nachhaltig die Chance, dem Publikum seine Version auf internationalen Festivals zu präsentieren. Die deutsche Erstveröffentlichung als Verleihpremiere gestattet nun auch hierzulande den direkten Vergleich zwischen Schraders Vision und Harlins Version. Dabei wird schnell deutlich, dass beide Filme verschiedene Seiten der gleichen Medaille sind. Es gibt inhaltliche Parallelen und Gemeinsamkeiten, doch weichen die offenkundigen Ziele der Regisseure weit voneinander ab. War „Exorzist – The Beginning“ ein Horrorfilm nach Muster des Originals, sucht man Elemente des übernatürlichen Schreckens in „Dominion“ zumeist vergebens. Schraders Film ist ein vor dem Hintergrund des Okkulten stattfindendes Drama über die Selbstfindung eines gefallenen Mannes.
Hinter ethnischen und spirituellen Konflikten rückt das Thema der Teufelsaustreibung in den Hintergrund. Die Handlung kreist um Lankester Merrin und wenige grob umrissene Figuren an seiner Seite. Dank guter Darsteller wie Gabriel Mann („Buffalo Soldiers“) in der Rolle des jungen Geistlichen Francis verfügen diese über ausreichend Profil, die Nebenstränge des dialoglastigen Plots zu tragen. Aufgesetzt wirkt daneben die polarisierende Darstellung der kolonialistischen britischen Besatzer, obgleich hinter Schraders stilvoller Inszenierung subtile Zivilisationskritik aufblitzt. Doch so ganz will dem Regisseur die Gratwanderung zwischen Unterhaltung und Anspruch nicht gelingen. Ungleichgewicht entsteht immer dann, wenn die dramaturgische Anvisierung der finalen Klimax mystische Facetten bedient.
Die schwachen Computereffekte stehen „Exorzist – The Beginning“ in nichts nach. Dennoch überragt „Dominion: The Prequel to the Exorcist“ Renny Harlins lachhafte Simplifizierung des Stoffes um ein Beträchtliches. Die Kameraführung ist effektiver, eher darauf bedacht die Kulisse Afrikas in die Bebilderung einfließen zu lassen. Ebenso der Spannungsaufbau, der sich verhalten und hintergründig vollzieht, mehr durch Worte denn durch visualisierte Handlungsweisen. An der Vorgabe eines konventionellen Horrorfilms schrammt Paul Schrader damit weit vorbei, nicht nur gemessen an der fast zu unspektakulären Umsetzung. Davon abgesehen ist sein atmosphärisches Drama ein durchaus würdiger Vorreiter zu „Der Exorzist“ und gleichsam eine überzeugend gespielte Charakterstudie. Fraglich bleibt dabei nur, ob ihm auf diese Weise wirklich späte Genugtuung zuteil wird.
Wertung: (6 / 10)