„We got the apocalypse we deserve.“ – Citizen Z
Die Billigfilmschmiede The Asylum erlangte durch ihre berüchtigten Mockbuster zweifelhaften Ruhm. Aber die Taktik, vor dem Kinostart etwaiger Hollywood-Großproduktionen preisbewusst aufgestellte Epigonen in die Videotheken zu spülen (u.a. wurden die „Transformers“ zu „Transmorphers“), ging verblüffend häufig auf. Die größten Erfolge feierte die windige Trash-Fabrik allerdings in Kooperation mit dem TV-Sender Syfy, wo die „Sharknado“-Teile ihre viel beachteten Premieren feierten. Mit „Z Nation“ versucht sich das schundige Konglomerat an einer Fernsehserie über Zombies. Doch was zunächst den (begründeten) Verdacht einer Mockbuster-Variierung des Kultformats „The Walking Dead“ nährt, erweist sich als durchaus eigenständig – anbei allerdings auch dezent ramschig und oft unfreiwillig komisch.
Drei Jahre nach dem Ausbruch der Untotenseuche ist es auch hier an einer Gruppe Überlebender, der Gefahr durch Zombies und ruchlose Schicksalsgenossen zu trotzen. Aufhänger der Geschichte ist die Überführung des Sträflings Murphy (Keith Allan, Skriptautor von „Rise of the Zombies“ und „Zombie Night“) von New York nach Kalifornien. Denn während der Erprobung eines Impfstoffs überlebte er verschiedene Bisse der kannibalischen Wiedergänger – und gilt fortan als größte Hoffnung der Menschheit auf Abwendung der drohenden Vernichtung. Soldat Hammond (Harold Perrineau, „Lost“) eskortiert ihn und stößt in einem Camp auf die Ex-Nationalgardisten Charles Garnett (Tom Everett Scott, „American Werewolf in Paris“) und Roberta Warren (Kellita Smith, „The Bernie Mac Show“). Nachdem deren Camp von Zombies überrannt wurde, machen sie sich mit dem verbliebenen Doc (Russell Hodgkinson, „Zombieworld“) sowie dem Paar Mack (Michael Welch, „Twilight“) und Addy (Anastasia Baranova) auf die Reise, Murphy ungeschoren an seinen Bestimmungsort zu bringen.
Die Serienerfinder und Produzenten Karl Schaeffer („Dead Zone“) und Craig Engler („Zombie Apocalypse“) präsentieren stimmige Ansätze. Nur werden die vor allem anfangs durch absurde Dialogzeilen und Handlungsweisen der Protagonisten ins trashige Gegenlicht gerückt. Hinzu gesellen sich Ideen, deren Übertreibung mehr krude als gelungen wirkt. So wie der überfahrene Untote im Radkasten oder das Zombie-Baby am Ende der Pilotfolge, dem sich Hammond allein stellt, damit er auch gleich aus der Handlung verschwinden kann. Der Rest setzt die Reise fort und erhält bald Unterstützung von Cassandra (Pisay Pao, „The Whole Truth“), die einem Clan von Kannibalen entkommen konnte, sowie dem jungen Scharfschützen 10k (Nat Zang), dessen Ziel es ist, 10.000 Zombies zu beseitigen. Externe Hilfe erhält die Gruppe von Citizen Z (DJ Qualls, „Road Trip“), einem versprengten NSA-Mitarbeiter, der im ewigen Eis eine Kommunikationsbasis besetzt.
Es wäre ein leichtes, die actionbetonte Serie als Schund abzutun. Der Vergleich zum modernen Klassiker „The Walking Dead“ hinkt dabei deutlicher als jeder Zombie (auch wenn die hier ordentlich Fersengeld geben). Doch genau diesen Fehler sollte man als Zuschauer nicht begehen. Von The Asylum ist kein Qualitätsstandard zu erwarten, der hochkarätigen Bezahlfernsehformaten gerecht werden könnte. Nur möge darüber nicht der Eindruck entstehen, „Z Nation“ wäre frei von Unterhaltungswert. Denn der fällt, sofern man bereit ist sich auf Geschichte und Charaktere einzulassen, beachtlich aus. Über die flache Dramaturgie, die oberflächliche Figurenzeichnung und die mäßigen Computertricks gibt es nichts zu diskutieren. Dahingehend erinnert das Konzept an „Sharknado“ – dem übrigens Referenz erwiesen wird, als ein Tornado übers Land fegt und Zombies durch die Luft wirbelt.
Die Erzählung ist buchstäblich episodisch gestaffelt. Ungeachtet des übergeordneten Rahmens bieten die 13 Einzelfolgen in sich geschlossene Kapitel, deren Verlauf nur selten Auswirkungen auf das große Ganze hat. In dieser Hinsicht knüpft die von John Hyams („Universal Soldier: Regeneration“) ko-produzierte und in weiten Teilen inszenierte Horror-Posse eher an 80er-Formate wie „Kampfstern Galactica“ an. So steht u.a. die Konfrontation mit Cassandras Menschen verspeisender „Familie“ an, die Begegnung mit einem durchgeknallten General (Bill Moseley, „The Devil’s Rejects“), eine drohende Reaktorschmelze nebst verstrahlter Zombies oder die Einkehr in einer restriktiven Feminazi-Kommune (samt Zombie-Bär) unter Leitung der kaum zu erkennenden „Top Gun“-Aktrice Kelly McGillis. Dabei tritt „Z Nation“ bisweilen auf der Stelle, etwa bei der Infiltration der NSA-Basis durch einen russischen Raumfahrer oder Addys Trauma-Aufarbeitung im Murmeltiertag-Stil.
Das überschaubare Budget ist der Produktion anzusehen. Doch selbst wenn die Apokalypse weitgehend auf Sparflamme köchelt, ist der Gesamteindruck durchaus positiv. Spannend ist der punktiert dramatische Plot kaum, dafür humorig und abwechslungsreich umgesetzt. Die Schauspieler bieten ansprechende Leistungen und hat man sich einmal an die eigenwillige Flachheit des Szenarios gewöhnt, steigt der Sympathiewert über Western-Anleihen, großzügig verspritztes Pixelblut und dosierte Splatter-Szenen (das Rührgerät im Zombiekopf weckt gar Erinnerungen an TROMA) bis zum gelungenen, rückblickend auf die Ursache der Katastrophe schielenden Finale konstant an. Belebend erscheint auch, dass trotz des lockeren Grundtons Hauptfiguren auf der Strecke bleiben und die allmähliche Verwandlung des zynischen Murphy zum Zombie-Messias viele Möglichkeiten für die kommende Fortsetzung offen lässt. Insgesamt überraschend netter Zeitvertreib – wenn man es denn zulässt.
Wertung: (6 / 10)