Hörspiel-Review: Wolfy (2023, Wolfy-Office)

„Was zum Angus?“ – Wolfy

Unterhaltungskonzepte müssen nicht sinnstiftend sein. Sie sollten in erster Linie, der Überschreibung entsprechend, adäquat die Zeit vertreiben. Auf dieser Prämisse fußt das Hörspiel „Wolfy“, mit dem das gleichnamige Label (plus Office-Additiv) sowohl die leichte Unterhaltung als auch sein Wappentier feiert. Das Skript kreierte Kim Jens Witzenleiter, obendrein für Regie und Dialogschnitt verantwortlich, mit seinem „Video-Integrator“-Partner Thomas Plum. Dabei ließ das Duo seiner Fantasie zwischen Science-Fiction und Komödie freien Lauf – und sparte nicht an popkulturellen Zitaten zwischen „Men in Black“, „Zurück in die Zukunft“ und AC/DC.

Triebfeder der Geschichte ist Wolfy (gesprochen von Christoph Walter), ein grüner Wolf, der aus seiner Lykanien genannten Paralleldimension in unsere Welt katapultiert wird. Die Ähnlichkeiten zwischen den Sphären sind groß. Mit Ausnahme der dominanten Spezies. Und der Interpretation von Musik, die ihn rasch zum Metal-Fan konvertieren lässt. Glück im Unglück hat der Zufalls-Tourist, als er Tina (Constanze Buttmann) und Daniel (Kevin Kasper) begegnet. Das Paar nimmt Wolfy erst einmal mit zu sich, was bald zu Querelen mit Tinas Mutter Petra (Dorothea Anzinger) führt. Doch ist das beileibe nicht das ärgste Problem des kecken Lykaners, heften sich doch die BND-Agenten Schmidt (Marc Schülert) und Meyer (Detlef Tams) an seine Fersen. Oder Pfoten.

Auf einen allwissenden Erzähler wird bei der Ausbreitung der Geschichte einmal mehr verzichtet. Das belässt gerade den turbulenten Szenen, insbesondere der innerstädtischen Auto-Verfolgungsjagd, ihre Rasanz. Dass bisweilen ein bisschen Fantasie erforderlich ist, um das Hörgeschehen einzuordnen (als Beispiel sei Wolfys Konzertabstecher mit Gastauftritt von Musiker Ski King erwähnt), trübt die Kurzweil nicht im Geringsten. Zu der trägt auch die Interaktion zwischen Wolfy und Daniel bei, über die u. a. die Gemeinsamkeiten der Parallelwelten ausgelotet werden. Der Zweitgenannte, eingefleischter Natur- und Film-Nerd, ist zudem für das Gros der Anspielungen zuständig. Nur die offenkundigste bleibt ausgespart, erinnert der Plot doch recht deutlich an den 1986 verfilmten Comic-Klassiker „Howard the Duck“.

Um Wolfy einen Weg in seine Heimat zu ermöglichen, begeben sich Tina, Daniel und Petra auf einen Road-Trip nach Schweden, wo das Forscher-Ehepaar Roland (Peter Flechtner) und Lucia Fischer (Henrike Tönnes) die Multiverse-Theorie (Marvel lässt schön grüßen!) zu beweisen versucht – und obendrein einen Weg ersonnen hat, ein Portal zwischen verschiedenen Welten zu erschaffen. Der Weg dorthin ist naturgemäß von allerlei Herausforderungen gesäumt. Eine davon: Ein aggressiver Riesenwolf. Der wird kurz vor Schluss aus heiterem Himmel von der Leine gelassen, beschert dem heiteren Schwank eine Prise Horror und hilft ein Happy End einzuleiten, das genug Raum für eine Fortsetzung belässt.

Das professionell ausgestaltete Hörspiel, das, Wolfys musikalischer Vorliebe entsprechend, mit Songs u. a. von BELOVED ENEMY versehen ist, bietet vergnügliche Zerstreuung für jüngere und ältere Zuhörer*innen. Dass die Story gerade zum Ende hin etwas eilig abgehandelt wird, rüttelt jedoch nicht am grundlegenden Sympathiewert. Wer da nach tieferem Sinn sucht, hat den Primärauftrag von Hörspielen als Zeitvertreib eindeutig nicht verstanden.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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