Godzilla II – King of the Monsters (USA/J/CAN/MEX 2019)

„Nature always has a way of balancing itself. The only question is… What part will we play?“ – Sarazawa

Der zweite Hollywood-Godzilla bittet neuerlich zum Titanen-Balgen. Anders als bei Roland Emmerichs mäßig aufgenommenem Versuch, die Lichtgestalt des Kaijū Eiga mit einem westlichen Anstrich zu versehen (siehe „Godzilla“, 1998), stieß der 2014 vollzogene Neuanfang (ebenfalls „Godzilla“) auf größeres Wohlwollen der weltweiten Fangemeinde. Allen voran, da die Produzenten eng mit dem japanischen Toho-Studio kooperierten und gar das Design des Kult-Monsters von den Rechteinhabern freigeben ließen. Ohne Kritik ging es trotzdem nicht. So bemängelten manche Publikumskreise, dass dem Kreaturen-Clash zu wenig Platz eingeräumt wurde. Abhilfe schafft die Fortsetzung, „Godzilla II – King of the Monsters“, in der das „MonsterVerse“ um weitere klassische Riesen des Toho-Fundus bereichert wird.

Der Auftakt von Michael Doughertys („Krampus“) Fortsetzung blickt zunächst auf den Vorgänger: Als Godzilla San Francisco verwüstet, kommt der Sohn des Wissenschaftler-Ehepaars Emma (Vera Farmiga, „Conjuring“) und Mark Russell (Kyle Chandler, „Super 8“) ums Leben. Dass beide für Monarch arbeiten, jene Geheimorganisation, die sich des Studiums der mythischen Monster verschrieben hat, macht die Angelegenheit nicht weniger prekär. Fünf Jahre später, die Riesenechse ist buchstäblich abgetaucht, hat Mark Frau und Arbeitsstätte verlassen. Während Monarch zunehmend ins Kreuzfeuer von Politik und Gesellschaft gerät, erleben Emma und Teenagertochter Madison (Millie Bobby Brown, „Stranger Things“) auf einem entlegenen Monarch-Stützpunkt die Geburt eines weiteren Kult-Giganten: der Riesenmotte Mothra.

Die Freude währt jedoch nur kurz: Öko-Terrorist Alan Jonah (Charles Dance, „Game of Thrones“) dringt mit seinem Gefolge (darunter Jonathan Howard, „Skylines“) gewaltsam in die Basis ein und verschleppt Emma samt Madison und einem Gerät, das die bioakustischen Kommunikationssignale der Titanen imitieren kann. Um Schlimmeres zu verhindern, holt Dr. Serizawa (Ken Watanabe, „Inception“) Mark zurück zu Monarch. In der Antarktis müssen sie bald feststellen, dass Emma und Jonah gemeinsame Sache machen und einen Monster Zero genannten dreiköpfigen Riesendrachen – besser bekannt als Ghidorah – erwecken, der die Erde durch Zerstörung in eine Ära der Regeneration überführen soll. Dem Plan steht jedoch das turmhohe Korrektiv Godzilla im Wege. Allerdings versammelt Ghidorah u. a. mit dem fliegenden Koloss Rodan weitere Giganten um sich. In Boston stellt sich Godzilla mit Unterstützung Mothras zum entscheidenden Kampf um die Monster-Krone.

Selbst wenn der Actionanteil gerade in Hälfte eins dosiert erscheint, legt Dougherty ein stattliches Tempo vor. An Verweisen auf die alten Kaijū Eiga und deren monströse Hauptattraktionen wird nicht gespart – und mit der späten Verifizierung der Hohlerde-Theorie gleich ein wesentlicher Grundstein für den Nachfolger „Godzilla vs. Kong“ (2021) gelegt. Daneben schwingen, wie schon beim Vorgänger, Motive des „Rache der Natur“-Sujets mit. So verdeutlicht Serizawa während einer Anhörung vor dem US-Senat (unter Leitung von CCH Pounder, „Avatar“), dass das menschliche Streben nach Allmacht und Ausbeutung die urtümlichen Giganten zurückgebracht hat. Das Militär (erneut vertreten durch David Strathairn, „Lincoln“) will sie hingegen auslöschen. Die späte Erkenntnis, dass Godzilla im „Last Samurai“-Stile die Rettung der Menschheit anstrebt, geht aber auch diesmal auf Kosten diverser ziviler Kollateralschäden.   

So prächtig das bildgewaltige Blockbuster-Brimborium auch unterhält, die sich abseits der grandios getricksten Zerstörungsszenarien regelrecht aufdrängenden Schwächen lassen sich nur schwerlich wegdiskutieren: Der Plot erscheint in seiner Ausbreitung komplizierter als notwendig und die um Emma, Madison und Mark gesponnenen Familienprobleme erweisen sich im Dienste der Emotionalität als ebenso simpel wie überzogen. Das führt gleich zu einem weiteren Malus: Die auch mit Sally Hawkins („The Shape of Water“), Zhang Ziyi („Die Geisha“), Aisha Hinds („Under the Dome“), Thomas Middleditch („Silicon Valley“) und Bradley Whitford („Get Out“) prominent bestückte Besetzung bleibt lediglich Stichwortgeber der CGI-Kolosse. Allerdings war das auch bereits der Fall, als Godzilla & Co. noch von Komparsen in Gummianzügen verkörpert wurden. Die Zielgruppe dürfte sich den Spaß durch die erzählerischen Flachheiten daher kaum verderben lassen.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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