„The myths are real. There was a war. And they’re the last ones standing.“ – Ilene Andrews
Auf diese (erneute) Konfrontation mussten Kaijū-Eiga-Fans mehr als fünfzig Jahre warten: „Godzilla vs. Kong“, der König der Monster gegen das achte Weltwunder. Für Ishiro Hondas „Die Rückkehr des King Kong“ (1967) erwarb das Toho-Studio die Nutzungsrechte am ur-amerikanischen Kinogiganten, der in „King Kong und die weiße Frau“ (1933) praktisch die Blaupause für das zerstörungsreiche Wirken Godzillas (seit 1954) lieferte. Im „MonsterVerse“, dem in Hollywood angekurbelten modernen Schaulaufen der Kult-Kreaturen, kommt es zum effektreichen Aufeinandertreffen, bei dem Kong im Sinne der Chancengleichheit auf Höchstmaß gestreckt wurde. Dass der hier mehr als 100 Meter messende Riesenaffe mehr Präsenzzeit erhält als sein schuppiges Gegenüber, schadet dem Film dabei nicht im Geringsten.
Der Auftakt von Adam Wingards („You’re Next“) Quasi-Fortsetzung blickt zu nostalgischer Dudelmusik auf den in der Morgensonne erwachenden Kong. Der darf sich beherzt am Po kratzen und mit um sich geschleuderten Bäumen dagegen rebellieren, dass er in eine Monarch-Biosphäre mit „Truman Show“-Anmutung verlegt wurde. Dr. Ilene Andrews (Rebecca Hall, „Transcendence“) will den Ausbruch des Titanen verhindern, um ihn vor einem Zweikampf mit Godzilla zu schützen. Doch das Gehege wird für Kong allmählich zu klein. Abhilfe verheißt Walter Simmons (Demian Bichir, „Alien: Covenant“), CEO des Tech-Konzerns Apex Cybernetics. Er eröffnet Wissenschaftler Nathan Lind (Alexander Skarsgard, „True Blood“) die Möglichkeit, seine Theorie der Hohlerde zu beweisen und mit Hilfe futuristischer Transportmittel in ein abgeschottetes Ökosystem im Inneren des Planeten vorzudringen.
Den Anlass dazu gibt Godzilla, der ein Apex-Hauptquartier auf US-Boden zerstört und dadurch den Status als Hüter der Menschheit einbüßt. Im Erdkern vermutet Simmons eine Energiequelle, die stark genug ist, um Godzilla zu besiegen. Als Wegweiser dorthin soll Kong fungieren, der sich in der Tiefe zudem nachhaltig auswildern ließe. Neben Verschwörungsblogger Bernie Hayes (Brian Tyree Henry, „Widows“), der Beweise für Simmons dubiose Machenschaften sammelt, glaubt auch die aus dem Vorgänger bekannte Teenagerin Madison (Millie Bobby Brown, „Stranger Things“) nicht an einen willkürlichen Angriff Godzillas. Dass beide Recht haben, zeigt sich in Hongkong, wo Echse und Affe schlussendlich aufeinanderprallen. Denn zum Zweikampf der Giganten gesellt sich auch eine von Simmons entwickelte Kampfmaschine, die den Herzen der weltweiten Godzilla-Fans einen gehörigen Sprung bescheren sollte!
Das herrlich naive Spektakel wartet mit grandiosen Tricks und Kult-Kreaturen in Bestform auf. Der Clash der Alpha-Giganten wird mit einem Kampf auf hoher See eröffnet, der „Godzilla vs. Kong“ nicht allein zum erhofften Blockbuster-Kintopp macht, sondern insgesamt auch zum bislang besten Kapitel des MonsterVerse. Der um den überdimensionierten Konflikt gesponnene Plot ist naturgemäß dünn, hat mit Zitaten – neben der Historie beider Titanen wird u. a. Jules Verne Tribut gezollt –, humoristischen Anflügen und reichlich Monster-Action aber Unterhaltung zu bieten, die in ihren besten Momenten wahrlich zum Staunen einlädt. Die Darstellerriege, die neben Eiza González („Bloodshot“) als Simmons Tochter Maia auch wieder Kyle Chandler („The Midnight Sky“) als Madisons Vater Mark aufbietet, verkommt dagegen einmal mehr zur Staffage. Eine Ausnahme bildet Brian Tyree Henry, der die „Larger Than Life“-Prämisse in köstliches Overacting transferiert.
Der emotionalen Komponente wird diesmal durch Ilenes taubstumme Zieh-Tochter Jia (Kaylee Hottle) Ausdruck verliehen, die als Rudiment jenes Stammes, der Kong auf Skull Island verehrte, per Zeichensprache mit dem Riesenaffen kommuniziert. Apropos Skull Island: Als Sparringspartner im monströsen Kräftemessen kommen auch die Skullcrawler zum Einsatz, durch die das Repertoire an archaischen Kreaturen aber mitnichten ausgeschöpft wird. So darf sich Kong als Vorbereitung auf den Kampf mit Godzilla im zerklüfteten Erdzentrum ohne oben und unten mit fremdartigem Riesengetier balgen. Um einen Mangel an Verwüstung muss sich dank des furiosen Finales in Hongkong ebenfalls keine Sorgen gemacht werden – selbst wenn die neuerliche Giganten-Revitalisierung per Atomexplosion durchaus als Indiz einer gewissen Einfallslosigkeit interpretiert werden darf. Zumindest für Fans kindlicher Zerstörungsorgien bleiben bei dieser geballten Monster-Action aber erfreulich wenige Wünsche offen.
Wertung: (7,5 / 10)