„You can’t kill me. I’ve been rejected by death.“ – Zurückweisung gewohnt: Sean a.k.a. The Guyver
Einleitende Texttafeln sind mehr Fluch als Segen. Für Filmschaffende sind sie ein budgetschonendes Mittel, um dem Publikum (vermeintlich) relevante Informationen anzudienen, ohne diese tatsächlich erzählerisch abbilden zu müssen. In ihrer Alibihaftigkeit bleiben sie häufig jedoch ohne Relevanz. Ein Paradebeispiel für diese These bildet die Manga-Realverfilmung „The Guyver“ (deutscher Titel: „Mutronics – Invasion der Supermutanten“), deren Gaga-Prämisse in den introduktierenden Einblendungen zu sattsam konfusen Ufern geführt wird.
Dereinst wurde die Menschheit von Aliens geschaffen. Als organische Waffe. Um diese Bestimmung zu verstärken, wurde manchen Exemplaren ein spezielles Gen eingesetzt. Sie sind die Zoanoids, die sich in Super-Monster-Krieger verwandeln können. Deren Anführer Zoalord (David Gale, „Re-Animator“), bürgerlich Fulton Balcus, schuf die Chronos Corporation, um dem Streben nach Weltherrschaft angemessen Ausdruck zu verleihen. Doch es gibt den Guyver (oder das Guyver?), eine ebenfalls extraterrestrische Ganzkörperrüstung, durch die ein Normalsterblicher mit Superkräften ausgestattet werden kann.
Dies zu handlicher Größe komprimierte Artefakt befindet sich im Besitz von Chronos. Nur fehlt das Wissen darüber, wie die Geheimwaffe aktiviert werden kann. Dr. Tetsu Segawa (Greg Paik, „L.A. Crash“), Wissenschaftler bei Chronos, will verhindern, dass Zoalord die Rüstung aktiviert. Also stiehlt er sie und flieht. Dass der eigentliche Film erst an dieser Stelle einsetzt, unterstreicht die grundlegende Komplexität des Stoffes. Nur ist den Machern, vorrangig zu erwähnen sind die für Regie und Latexeffekte verantwortlichen Screaming Mad George und Steve Wang (der Zweitgenannte drehte auch das merklich düsterere Sequel „Dark Hero“) sowie Produzent Brian Yuzna („Return of the Living Dead III“), daran herzlich wenig gelegen.
„You have yet to see the true form of the Zoalord. And as the Guyver Zoalord, my powers will be magnified beyond belief.“ – Kaum zu glauben: Zoalord
Mehr schon an einem bewusst trashigen Schaulaufen möglichst freakiger Typen. Klar, dass Michael Berryman („The Hills have Eyes“) da nicht fehlen darf. Er spielt Zoalords Handlanger Lisker, der sich bei der Jagd auf Segawa, wie eben jener, in einen der besagten Kampfmutanten verwandelt. Das dazu passende Overacting liefert gleich die gesamte Mannschaft vor der Kamera. Das schließt auch „Star Wars“-Ikone Mark Hamill mit ein, der mit schmucklosem Schnauzbart den CIA-Agenten Max Reed mimt. Der ist den Monstren auf der Spur, kann in Segawas Falle jedoch nur mehr dessen Tod zu Protokoll geben.
Und der Guyver? Der wird vom ahnungslosen wie unscheinbaren Sean (Jack Armstrong, „Zeit der Sehnsucht“) gefunden, dessen Schwarm Mizky (Vivian Wu, „Der letzte Kaiser“) Segawas Tochter ist. Sean bezieht in nahezu allen Lebenslagen Prügel, was sich ändert, als er den Kampfanzug aktiviert und sich den Plänen von Zoalord als Ritter in organischer Rüstung entgegenstellt. Wenn auch mit zunächst geringem Erfolg. Denn gleich bei der ersten Konfrontation mit Lisker kassiert Sean mächtig Keile und verwandelt sich mehr noch in grünen Schleim, als ihm ein kugelförmiges Aggregat aus der Stirn gerissen wird. Doch damit ist der Kampf längst nicht entschieden.
Mit reichlich Latex-Kostümen und einer Extraportion kruden Humors empfiehlt sich der bonbonbunte Fantasy-Trash als Pflichtprogramm für Schundliebhaber. Bestes Beispiel: Liskers Gefolgsmann Striker („Good Times“-Star Jimmie Walker), der zu gerappten Dialogzeilen tendiert und in mutierter Erscheinung wie eine Mischung aus Jar Jar Binks und Gremlin anmutet. Die gemessen am Budget gelungenen Effekte sind zweifelsfrei das Herzstück eines maßlosen übertriebenen Films, bei dem Fulton Balcus Stirnöffnung Erinnerungen an „From Beyond“ (1986) weckt, dessen Hauptdarsteller Jeffrey Combs ebenfalls in einer Nebenrolle mitwirkt. Normale Bewertungsmaßstäbe gelten für Produktionen wie „The Guyver“ nicht. Entsprechend soll die rege Zwerchfellerschütterung nicht das Problem der Zuschauenden sein.
Wertung: (5,5 / 10)