Watching Tides – We’ve Been So Close, Yet So Alone (2021, This Charming Man Records)

Post-Hardcore ist Auslegungssache. Wie so vieles. Die einen interpretieren ihn mit spürbarer Nähe zu Hard- und bisweilen auch Mathcore. Andere wiederum suchen die Anlehnung an Indie-Rock und Emo. Zur zweitgenannten Gruppe zählen WATCHING TIDES, deren Debütalbum „We’ve Been So Close, Yet So Alone“ zur rückwärtigen Zeitreise gen Jahrtausendwende einlädt und den Sound von Bands wie FINE BEFORE YOU CAME aufleben lässt.

Will heißen, von Melancholie getragener Gesang – momentweise mit Parallelen zu den ruhigen Tönen von SILVERSTEIN-Frontmann Shane Told – trifft Melodiebögen zwischen Wucht und Fragilität. Dazwischen wird auch mal geschrien. Des Kontrastes wegen. Die Atmosphäre bleibt bedrückt, ohne je ins Weinerliche zu driften. WATCHING TIDES entfalten die zehn Stücke mit Selbstbewusstsein und Leidenschaft. Ausgestellte Gefühle und großspurige Klangkaskaden braucht es dazu nicht.

Trotzdem erscheinen Beiträge wie der eröffnende Titeltrack, „Tell Me, I’m Fine“, „The Calm in This Room“ oder das mit LA DISPUTE-Abstecher angereicherte „I Will Make It Up to You“ angenehm vielschichtig. Für den Post-Hardcore, egal welcher Auslegungsgruppe, ist „We’ve Been So Close, Yet So Alone“ damit eine echte Bereicherung.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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