Natürlich war der Drops mit der Flucht von der Saurier-Insel nicht gelutscht. Spielbergs „Jurassic Park“ hatte weltweit mehr als 900 Millionen US-Dollar umgesetzt. Er wäre ein Narr gewesen, diese Steilvorlage eines garantierten Kinoerfolgs nicht selbst zu verwerten. Außerdem konnte er vier Jahre später erneut beweisen, wozu die moderne Computertechnik imstande war. Ohnehin würde ein beträchtlicher Teil der Zuschauer des ersten Teils wieder in die Säle strömen, um die animierten Urzeitechsen in voller Pracht auf großer Leinwand zu erleben. Wer mag sich da noch an der dünn aufgewärmten Geschichte stoßen?
Laura Dern und Sam Neill waren (in Neills Falle zumindest vorerst) für eine Fortsetzung nicht verfügbar, wohl aber Jeff Goldblum („Independence Day“). Der wiederholte einfach den Part des kauzigen Wissenschaftlers Malcolm, bekam eine vorlaute Teenager-Tochter (Vanessa Lee Chester) an die Seite gestellt und das Rennen, Retten und Flüchten konnte von neuem beginnen. Für einen verbindenden Gastauftritt konnte Richard Attenborough („Elizabeth“) als gescheiterter Dino-Klon-Visionär John Hammond gewonnen werden. Ansonsten gibt es viele neue Gesichter, mehr Monstereinsatz und diesem entsprechend haufenweise destruktive Action.
Hammonds Neffe Ludlow (Arliss Howard, „Amistad“) will aus der vorzeitlichen Biosphäre Gewinn schlagen und heuert Großwildjäger Tembo (Pete Postlethwaite, „Die üblichen Verdächtigen“) an, für einen Freizeitpark auf dem Festland verschiedene Spezies einzufangen. Die Bewahrung dieses einzigartigen Wildparks, in dem die Artenvielfalt entgegen wissenschaftlicher Prognosen auch das wiederholte Aussterben überwunden hat, ist indes ernstes Anliegen einer Forschergruppe um Malcolms Freundin Sarah (Julianne Moore, „Hannibal“) und den Umweltaktivisten Van Owen (Vince Vaughn, „The Cell“).
Die erste Hälfte gefällt durch stimmungsvolles, auch vom Score John Williams‘ („Der weiße Hai“) getragenes Dschungelambiente, perfekt animierte Saurier-Horden und ein paar herrlich fiese Ideen – der Tod von Randakteur Peter Stormare („Fargo“) durch ein Rudel Mini-Echsen oder die im hohen Gras jagenden Raptoren erweisen sich als nachhaltige Höhepunkte. Von der Insel geht es mit gefangenem T-Rex aber bald Richtung Heimat, wo der Fleischfresser wie einst King Kong ausbricht und das Stadtbild verwüstet. Das Aufeinandertreffen von Mensch und Saurier in der modernen Metropole bietet starke – und von Janusz Kaminski („Der Soldat James Ryan“) stark fotografierte – Action, gerät gegen atmosphärischen Inselvorlauf aber merklich ins Hintertreffen. Der Klischees sind es bisweilen fast zu viele. Perfekt gemachte Unterhaltung bietet „Jurassic Park“ aber auch im zweiten Anlauf ohne jeden Zweifel.
Wertung: (6,5 / 10)