Uli Sailor – Punkrock Piano (2022/2023, DIY/Dr. Skap Records/Backbite Records)

Einmal Punk-Rock, immer Punk-Rock. Nur ändert sich mit zunehmendem Alter (von Reife sprechen wir lieber nicht) bisweilen der Rahmen. So wie bei Uli Breitbach, der das Genre erst als Frontmann der D-SAILORS bereicherte und die TERRORGRUPPE in ihren letzten Jahren als Keyboarder begleitete. Dem Tasteninstrument hält er auch als Solokünstler Uli Sailor die Treue – und interpretiert relevante Hits seiner musikalischen Prägungsphase am „Punkrock Piano“. Dabei berücksichtigt er die Eröffnungsnummern verschiedener Albumklassiker, über die er erstmals mit den jeweiligen Urhebern in Kontakt kam. Entsprechend liest sich die Songauswahl seiner Debüt-EP wie ein Nostalgie-Trip in die 90er:

1) „Island of Shame“ (LAGWAGON)
2) „Linoleum“ (NOFX)
3) „Bullion“ (MILLENCOLIN)
4) „You Are (The Government)“ (BAD RELIGION)
5) „Anti-Manifesto“ (PROPAGANDHI)

Der Melo-Core verströmt durch die abgespeckten, lediglich Cello-begleiteten Neufassungen ein deutliches Mehr an Melancholie. Hier, in der Betonung der über die (hinlänglich bekannten) Texte transportierten Schwermutsanflüge, liegt die große Stärke. Zumindest bei Stücken wie denen von LAGWAGON, MILLENCOLIN oder NOFX (selbst wenn das beste „Linoleum“-Cover aus streng subjektiver Warte die von STREETLIGHT MANIFESTO bleibt). Denn bei PROPAGANDHI und BAD RELIGION speist eher Trotz die Tonalität. Aber auch den weiß der stimmlich gewohnt einnehmende Uli zu erhalten.

Aber wie auch immer man die eigenwillige, das Tempo der Originale stets berücksichtigende Cover-EP – die zusammen mit „Punkrock Piano 2“ via Backbite Records als limitierte Vinyl-Version erhältlich ist (die Tape-Variante via Dr. Skap Records ist längst ausverkauft!) – dreht und wendet; schlussendlich bleibt der sympathische Spagat zwischen nostalgischem Charme und kreativem Aufbruch. Und bei dem erschließt der Punkrock sogar Zielgruppen weit jenseits des eigenen Tellerrands.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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