Da ist er wieder, der eigenwillige Mix aus Thrash-Metal und Hardcore. Mit dem bliesen ÜBERGANG Ende 2017 frischen Wind in den heimischen Musikuntergrund. Nun hat die Band um STOMPER 98-Frontmann Sebastian Walkenhorst nachgelegt. „Evolution“ heißt der Nachfolger des Albumdebüts „Zeichen der Zeit“. Der Titel ist dabei durchaus programmatisch aufzufassen – in der Hauptsache ob der einschneidenden Besetzungswechsel. In deren Zuge wurde nicht allein die Position am Schlagzeug neu vergeben, sondern auch die komplette Gitarrenfraktion ausgetauscht. Diese Entwicklung ist auf der neuen Platte vom Fleck weg spürbar. Der Metal-Anteil wurde merklich erhöht und punktiert um melodisch weitschweifige Soli ergänzt, die das betont düstere Stimmungsbild stilvoll abrunden.
Dass die zehn Tracks martialische Titel wie „Angst vs. Kraft“, „Brot & Spiele“, „Kampfgeist“ oder „Blutgetränkt“ tragen, mag bei eingefleischten Vorab-Skeptikern Grauzonen-Befürchtungen nähren. Die durchweg kritischen, häufig Zeitgeist-pessimistischen Texte entkräften diesen Pauschalvorwurf jedoch mit kraftvollen Anklagen gegen gesellschaftliche Klüfte. Dabei hat sich auch die stimmliche Präsenz weiterentwickelt. Als exemplarisches Beispiel darf „Im Auge des Sturms“ bemüht werden, bei dem Sebastian abseits der klassischen Shouts auch klar singt oder temporär auf Sprechgesang schaltet. So wird auch „Evolution“ zu einem insgesamt einnehmend abgründigen Mid-Tempo-Brett, bei dem Groove und Melodie stets willkommene Zaungäste sind. Ihr Überraschungspotential bewahren sich ÜBERGANG damit auch auf Langrille Nummer zwei. Danke dafür.
Wertung: (7,5 / 10)