TURBOSTAAT sind eine Marke in der heimischen Musikszene. Auch wenn sie das selbst vielleicht so nicht unterschreiben würden, ist ihr Einfluss auf unzählige (Punk-)Bands jedoch kaum von der Hand zu weisen. Mit ihrem sechsten Album „Abalonia“ wagen sich die Nordlichter erstmals an ein Konzeptalbum. Im Zentrum steht eine junge Frau, die sich auf eine weite und beschwerliche Reise in das vermeintliche Paradies Abalonia aufmacht.
Die von der Band erzählte Geschichte steht sinnbildlich für die jüngsten politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland bzw. ganz Europa. Das Album ist Bestandsaufnahme und Statement gleichermaßen. Aufgrund der Komplexität fällt es schwer, einzelne Passagen oder Texte hervorzuheben. Neben den gewohnten abstrakten Verklausulierungen sind TURBOSTAAT auf „Abalonia“ aber auch so direkt wie selten zuvor. Der Adressatenkreis von „Der Wels“ beispielsweise könnte klarer kaum formuliert sein („Ist das Quatsch oder ist das euer Ernst? Ganz oben in der Mitte tut es wohl weh – Ist das Quatsch oder ist das euer Ernst – Ganz oben in der Mitte wohnt der Hass“). Auch „Die Arschgesichter“ bietet keine größeren Interpretationsspielräume („Und sie stochern blöd im gestern, als wenn da noch was wär“).
Die Musik auf „Abalonia“ klingt ähnlich düster, verzweifelnd und wütend wie der Inhalt. Dies macht sich vor allem in einigen sperrigen, teils schwer zugänglichen Songs wie „Eisenmann“ oder dem sechs Minuten langen „Wolter“ bemerkbar. Trotzdem klingt „Abalonia“ stets nach TURBOSTAAT, was sich bei „Der Wels“ oder „Der Zeuge“ sogar in bisweilen ziemlich tanzbaren, melodischen Songs niederschlägt.
Die große Aufgabe namens Konzeptalbum haben TURBOSTAAT unmissverständlich bestanden und nicht nur für sich selbst ein enorm wichtiges Werk geschaffen. „Abalonia“ erinnert dabei an ein tragisches Theaterstück, dem man einfach von vorn bis hinten folgen muss und das den Hörer von Anfang an in seinen Bann zieht. Ein wirklich beachtenswertes Gesamtwerk.
Wertung: (8 / 10)