Mit der Hardcore/Punk-Legende AVAIL hat Tim Barry schon früh seine eigene Geschichte geschrieben. Seit Jahren besteht zumindest eine leise Hoffnung, die Band aus Richmond/Virginia könnte noch einmal zusammenkommen. Bislang allerdings bleibt es bei der Hoffnung. Der Musik ist Tim Barry dennoch treu geblieben und mit „High On 95“ veröffentlicht das Raubein sein bereits sechstes Solo-Album. Der musikalische Rahmen wirkt deutlich reduzierter als es zum Beispiel bei Dave Hause oder Chuck Ragan der Fall ist. Die Songs klingen mehr „nach der Straße“ oder nach einem melancholischen Abend am Lagerfeuer mit den besten Kumpels. Seine Musik zeichnet sich durch viel Herzblut und einem Maximum an Ehrlichkeit aus.
Gleich von Anfang an packt Barry den Hörer mit dem emotionalen „Slow Down“. Gleiches gilt später auch für „Back Home“. Der Opener hat seine ganz eigene Atmosphäre. Auf der einen Seite bedrückt „Slow Down“ inmitten seines spartanischen Soundkorsetts. Auf der anderen Seite gibt es aber auch positive, wunderschöne (kurze) Momente. Getragen wird der Song lediglich vom Gesang Barrys sowie seiner Gitarre. Leise, aber doch prägnant genug ist im Hintergrund eine Geige zu hören. Etwas flotter, mit Schellenkranz tönt im Anschluss der Titeltrack. Handclaps sogar bei „O & DP“. „Riverbank“ entpuppt sich als eines der Highlights des Albums. Melancholische Gedanken schweifen, während man wortwörtlich die Hunde durch die Natur treibt. Barry ist niemand für die verwobenen, vieldeutigen Worte. Seine Lieder sind klar und eindeutig. So auch wie beim Redneck-Turbo „Gumshoe Andy“.
Tim Barry ist sich auch auf „High On 95“ mit jeder Faser seines Körpers treu geblieben. Den Pomp anderer braucht er nicht, stattdessen lässt er uns auf authentischste und ehrlichste Art und Weise an seinem Leben und seiner Gedankenwelt teilhaben. Das klingt dann vielleicht ein bisschen anders als bei manchem Kollegen, hinterlässt dafür aber auch einen intensiveren Eindruck.
Wertung: (7,5 / 10)