Auch auf seinem fünften Soloalbum bleibt sich der ehemalige AVAIL-Frontmann Tim Barry treu. Musikalisch natürlich, doch noch mehr inhaltlich. Ein Blatt hat er bekanntlich noch nie vor den Mund genommen. Er spricht das aus, was viele denken, sich aber vielleicht manchmal nicht trauen zu sagen. Darüber hinaus nennt er die Dinge beim Namen, auch wenn sie nicht jedem gefallen. Von diesen intimen, ehrlichen Geschichten aus dem Leben handelt (natürlich) auch „Lost & Rootless“.
Und diese Geschichten stehen auch hier im Mittelpunkt. Seine Musik ist vielmehr, zumindest scheint es so, eine Art Begleiterscheinung für seine Erzählungen. Gewohnt spartanisch fällt die Instrumentalisierung somit auch auf „Lost & Rootless“ aus. Meist ist nur Barry mit seiner Akustikgitarre zu hören. Zwischendurch nur mal erklingt eine Violine oder Piano. Das ist nur ein Unterschied zu einigen seiner Kollegen (z.B. Chuck Ragan). Eine möglichst abwechslungsreiche Instrumentalisierung steht dort mehr im Fokus. Für Tim Barry spielt dies keine allzu große Rolle. Seine bis unter die Haut gehenden – meist melancholischen – Songs stehen für sich selbst.
Für manche mag das vielleicht etwas wenig sein. Denn Barry ist nicht der Entertainer, der zum Beispel Frank Turner ist. Barry ist der, der dem betrunkenen Pöbel am Tresen aus der Seele spricht. Das sich unter den insgesamt dreizehn Songs auch welche mit gewissem Mitgrölfaktor befinden (u.a. „Older And Poorer“), dürfte angesichts seiner bisherigen Veröffentlichungen nicht verwundern. „Lost & Rootless“ ist letztlich ein typischer Barry. Musikalisch auf das Wesentliche reduziert, dazu fast unverschämt ehrlich und direkt. Ein Album, das einem immer wieder aus der Seele spricht.
Wertung: (7 / 10)