The Walking Dead (Season 2) (USA 2011)

the-walking-dead-season-2„I can’t profess to understand God’s plan. But when Christ promised a resurrection of the dead, I just thought he had something a little different in mind.“ – Hershel

Die Toten wandeln wieder unter den Lebenden. Oder besser: Immer noch. Die erste Staffel der auf der gleichnamigen Comic-Saga basierenden TV-Reihe „The Walking Dead“ war ein großer Erfolg, die Fortsetzung daher schnell beschlossene Sache. „Der Nebel“-Regisseur Frank Darabont, der die Serie auf den Weg gebracht und zudem produziert hatte, wurde unterwegs zwar ausgebootet, in den Credits erscheint sein Name aber immer noch. Der Qualität bereitet das trotz kleinerer Längen keinen Abbruch. Die ergeben sich vor allem aus der vermeintlichen Zuflucht der Protagonisten auf einer abgelegenen Farm. Doch auch wird sie die Herrschaft der fleischfressenden „Walker“ irgendwann einholen.

Nach dem Ende der eröffnenden sechs Episoden sieht sich die Gruppe um Sheriff Rick Grimes (Andrew Lincoln, „Strike Back“) personell geschwächt und unter steter Anspannung neuer Herausforderungen gegenüber. Denn neben den Horden wankender Zombies, die nur durch gezielte Schüsse ins Haupt oder die Zerstörung des Gehirns gestoppt werden können, drohen wachsende interne Spannungen die Überlebenden zu entzweien. Vor allem Ricks einstiger Kollege und Freund Shane (Jon Bernthal, „Rampart“) ist mit den getroffenen Entscheidungen zunehmend unzufrieden. Für ihn ist ein Zeitalter darwinistischer Anti-Moral angebrochen, in dem nur überleben kann, wer die Menschlichkeit auszublenden versteht.

Eine Eskalation des Konflikts scheint lediglich eine Frage der Zeit. Nicht zuletzt, da Shane, der vor Ricks eintreffen ein Verhältnis mit dessen Frau Lori (Sarah Wayne Callies, „Prison Break“) hatte, nicht von ihr ablassen will. Dass sie schwanger ist, macht die Angelegenheit nur umso prekärer. Die größte Zerreißprobe aber ist das Verschwinden von Carols (Melissa McBride, „Lost Heaven“) Tochter Sophia (Madison Lintz). Auf dem Highway wird die Gruppe durch eine Blockade verlassener Fahrzeuge aufgehalten. Als eine Horde Untoter anrückt und sie zwingt sich zu verstecken, flieht Sophia in den nahen Wald. Bei der folgenden Suche wird Carl (Chandler Riggs), Sohn von Rick und Lori, von einer Kugel getroffen.

„The world we know is gone. But keeping our humanity? That’s a choice.“ – Dale

Unglücksschütze Otis (Pruitt Taylor Vince, „The Mentalist“) bringt sie zur Farm des gottesfürchtigen Veterinärs Hershel Greene (Scott Wilson, „Last Samurai“), der mit seiner Familie und wenigen anderen von der Außenwelt – und damit verbunden der apokalyptischen Entwicklung – weitgehend abgeschnitten lebt. Er hält die Untoten für kranke Menschen, denen noch immer geholfen werden kann. Mit einer Notoperation rettet er Carl das Leben und nimmt Rick samt Gefolgschaft widerwillig auf. Von seiner Farm aus wird die Suche nach Sophia organisiert. Besonders motiviert scheint Redneck Daryl (Norman Reedus, „Der blutige Pfad Gottes“), der seinen Platz innerhalb der überlebenswilligen Zweckgemeinschaft gefunden zu haben scheint.

Die vermeintliche Sicherheit der Farm beginnt zu bröckeln, als Glenn (Steven Yeun), der allmählich Hershels ältester Tochter Maggie (Lauren Cohan, „Death Race 2“) näherkommt, in der abseits gelegenen Scheune eine grausige Entdeckung macht. Deren Auswirkung belastet das Klima unter den Überlebenden zusätzlich und windet sich, als Rick auf Kundschafter einer offenbar archaisch brutalen Gruppe Überlebender trifft und einen Verwundeten auf die Farm bringt, zum verbissenen Diskurs über Menschlichkeit und deren Bewahrung. Der gutmütige Dale (Jeffrey DeMunn, „Die Hollywood-Verschwörung“) avanciert dabei nicht allein im ständigen Streit mit der lebensmüden Andrea (Laurie Holden, „The Shield“) zum verblassenden Gewissen einer sterbenden Welt.

So kommt auch der Zuschauer nicht umhin sich zu fragen, wie er selbst in den dramaturgisch glaubwürdig ausgeführten Situationen entscheiden würde. Denn aller Spannung, jedem Anstrich modernen Horrors und offensiven Splatter-Effekten zum Trotz bleibt „The Walking Dead“ eine Drama-Serie, deren moralischen Zwiespälte vom spielstarken Cast vortrefflich herausgearbeitet werden. Das erzählerische Tempo wird auf der Farm allerdings mitunter deutlich gedrosselt, worunter letztlich auch die stete Bedrohlichkeit leidet. Freunde des Zombie-Sujets kommen jedoch ebenso auf ihre Kosten, wie solche ambivalenter Charakter-Dramen. Und wenn das Schicksal Sophies letztlich ergreifend geklärt wird, bietet die Reihe auch emotional einen wahrlich nachhallenden Höhepunkt.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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